Landwirte haben es satt, diffamiert und verunglimpft zu werden

Klaus Mugele, Vorsitzender des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems machte keinen Hehl daraus: Der Verband wendet sich gegen einseitige Forderungen und Vorwürfe von Naturschutzverbänden. Der zunehmende öffentliche Druck auf die Landwirte werde durch undifferenzierte Darstellungen bis hin zu Kampagnen zusätzlich verstärkt.

 

Backnanger Kreiszeitung   08.02.2014

hier der Parallelartikel der Stuttgarter Zeitung vom 8.2.2013 als pdf

 

MURRHARDT. Der Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems war beim Dritten im Bunde dem Rems-Murr-Kreis zu Gast: Ungefähr 400 Mitglieder und Gäste fanden sich in der Murrhardter Festhalle ein, um zu hören, was Vorstand sowie Gastredner zu berichten hatten. Vorsitzender Klaus Mugele, der am Freitagnachmittag übrigens für sein 25-jähriges Wirken im Bauernverband geehrt wurde, ging in seinem ausführlichen Beitrag vor allem darauf ein, was der Bauernverband von der Politik auf Europa-, Bundes- und Landesebene erwartet und wandte sich gegen die aus seiner Sicht undifferenzierte Diskussionskultur von Naturschutzverbänden wie Nabu und Bund.

 

Es sei eine kluge Entscheidung der Agrarministerkonferenz gewesen, der extremen Forderung der Grünen-Länderagrarminister von 15 Prozent Umverteilung der EU-Prämien von der ersten in die zweite Säule nicht nachzukommen und sich später auf 4,5 Prozent zu einigen. Die Sonderförderung käme den kleinen und mittleren Betrieben zugute für Baden-Württemberg im Schnitt ein Zusatznutzen.

 

Ausdiskutiert werden müssten bei der Umsetzung der Agrarreform die fünf Prozent ökologischen Vorrangflächen und deren Nutzung. Wenn wir den Bund oder Nabu fragen, dann geht es denen nur um Artenvielfalt, sonst ums nichts. Bund-Regionalgeschäftsführer und Agrarreferent Gottfried May-Stürmer wende sich vehement dagegen, bisher freiwillig erbrachte, besondere ökologische Maßnahmen wie im baden-württembergischen Meka-Programm zum Erosionsschutz oder zur Vermeidung von Nitrateintrag ins Grundwasser anzuerkennen.

 

Vielmehr sei es bei Umweltverbänden Mode geworden, immer nur einseitig neue und weitergehende Forderungen zu stellen. Das ist weder fair noch akzeptabel! Gleichzeitig sieht der Vorsitzende die Landwirtschaft den Menschen gegenüber in der Pflicht. Der Auftrag laute: Erzeugung von gesunden Nahrungs- und Futtermitteln auch mit Blick auf die Lösung der Ernährungsprobleme der Weltbevölkerung, wie sie Bundeslandwirtschaftsminister Hans-Peter Friedrich (CSU) anführe und die eine erhebliche Steigerung der Produktion nötig mache.

 

In Sachen Tierwohl zitierte Mugele den Agrarsprecher der SPD-Bundestagsfraktion Dr. Wilhelm Priesmeier. Der stelle fest, dass nur wettbewerbsfähige Betriebe höhere Tierschutzstandards umsetzen könnten. Den Regierungsfraktionen im Bundestag rufe ich zu: Folgen Sie Ihrem Minister und Ihrem Agrarsprecher auf einem solchen Weg der Vernunft! Erteilen Sie allen ideologisch motivierten Avancen, die die Ökonomie ausblenden wollen, eine klare Absage!

 

Eine Absage erteilte er auch der Forderung nach einem Verbandsklagerecht für Tierschutzverbände, die zwar auf Bundesebene, nicht aber auf Landesebene vom Tisch sei. Ebenso bat er, die Diskussion um das künftige EU-Recht zur Zulassung und Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und die nationale Düngeverordnung mit Augenmaß und Blick auf die unternehmerischen Gestaltungs- und Handlungsfreiheiten von Landwirten zu führen. Auch wenn die grobe Richtung von CDU/CSU und SPD stimme, mahnte Mugele zur Vorsicht und bewussten Verbandspolitik, denn der öffentliche Druck sei groß, undifferenzierte Darstellungen, Halbwahrheiten und einseitige Kampagnen trügen weiter dazu bei.

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Was der Bauernverband neben gezielter Interessenspolitik für die einzelnen Mitglieder vor Ort zu tun versucht, erläuterte Geschäftsführer Helmut Bleher. Anhand von Beispielen berichtete er vom Alltagsgeschäft des Verbands mit 18 Mitarbeitern und zwei Geschäftsstellen: Die Konfrontation mit Verordnungen zum Umbrechen von Grünland bei einem Flurbereinigungsverfahren oder mit dem fünf Meter breiten Ackerrandstreifen, der an Gewässern frei gehalten werden muss. Wir stemmen uns gegen die Bürokratie, sagte Bleher.

 

Doch fühle sich mancher Landwirt eingeengt und unter Druck, dass die Lust oft verloren gehe. Gelinge der Dialog auf politischer Ebene nicht, sei es nur noch möglich, für die einzelnen Betriebe etwas zu erreichen. Bleher sprach sich auch dafür aus, realistisch zu bleiben. Seien Gesetze beschlossen, mache ein Protest keinen Sinn mehr. Dann ginge es darum, neue Wege zu finden. Insofern stehe die Betriebsberatung im Zentrum der Arbeit. Dabei spiele die Rechts- und Steuerberatung eine zunehmende Rolle. Weitere Bausteine seien Öffentlichkeitsarbeit und Imagepflege. Als Beispiel nannte Bleher das Projekt Klassenzimmer Bauernhof. Ebenso machte er den Betrieben Mut, ihre Türen zu öffnen, um Bürgern die landwirtschaftliche Arbeit zu zeigen. In diesem Sinne erhielt auch die Familie Bohn aus Kirchenkirnberg beim Bauerntag ihr künftiges Hofschild als aktuell zertifizierter Betrieb.

 

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Der Bauerntag wurde durch eine ganze Reihe von Grußworten ergänzt und inhaltlich bereichert: Es sprachen SPD-Abgeordneter Christian Lange, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz, EU-Abgeordnete Dr. Inge Gräßle (CDU), Landrat Johannes Fuchs und Bürgermeister Armin Mößner. Dr. Stephan Bea von AGCO/Fendt stellte in seinem Vortrag das Thema Die Zukunft der Landwirtschaft aus Sicht eines globalen Landtechnikunternehmens dar. Stimmungsvoll umrahmt wurde der Bauerntag von der Showtanzgruppe Landjugend Remstal und der Musik- und Spielgemeinschaft Trääs aus Sulzbach.

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