Bauerntag 2012 in Kupferzell: Geforderte ökologische Neuausrichtung der Landwirtschaft ist in Hohenlohe längst Standard

 

Vorsitzender Klaus Mugele stellt vor 500 Gästen klar:


"Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen? "Diese Forderung haben wir voll erfüllt.  Klimaschutz? "Nirgendwo gibt es so viele Agrarumweltmaßnahmen wie in Baden-Württemberg. Wir müssen nicht ständig neuen Ideen hinterher laufen." Schonender Umgang mit natürlichen Resourcen? "Energie vom Acker ist das beste Greening." Fruchtfolge statt Monokultur? "Das machen wir doch seit Generationen."


Auch Ministerialdirektor Wolfgang Reimer kann dem zustimmen: "Bei unseren Voraussetzungen kann man über "Greening" lockerer diskutieren und er verspricht  "Was wir tun können, um die aktuellen Auslegungsprobleme der Tierhalteverordnung im Sinne der Praxis zu lösen, werden wir tun - Gesetze können wir aber auch nicht ändern

 

Auch Ministerialdirektor Wolfgang Reimer kann dem zustimmen: "Bei
unseren Voraussetzungen kann man über "Greening" lockerer diskutieren
und er verspricht  "Was wir tun können, um die aktuellen
Auslegungsprobleme der Tierhalteverordnung im Sinne der Praxis zu lösen,
werden wir tun - Gesetze können wir aber auch nicht ändern "


 


Der Bauerntag an Lichtmess 2012 in
Kupferzell  war nicht nur von der Kulisse her beeindruckend - 500
Besucher, darunter zahlreiche Repräsentanten
des öffentlichen Lebens
von Politik, Kommunen, Banken, Kirchen und Geschäftspartnern der
Landwirte verfolgten aufmerksam den Austausch an Argumenten.

 

Inhaltlich tauschte sich Bauernverbandsspitze und der höchste Beamte des Ministeriums  auf
hohem Niveau aus.  Dabei wurde deutlich, dass Reimer zu Recht als der
starke Mann der "neuen" grün-roten Agrarpolitik im Land gilt - und: über
erhebliches Fach- und Detailwissen verfügt.

 


Ungenutzt

 

Wolfgang Reimer: "Die Chance des Öko-Landbaus
ist in Baden-Württemberg leider nicht genutzt worden. Die Märkte boomen, aber
wir schaffen es nicht, die Nachfrage zu bedienen." Der Bio-Landwirt aus
dem Gaildorfer Teilort Reippersberg war aber klug genug, auf dem Hohenloher
Bauerntag nicht in die Öko-Falle zu tappen − also allzu weit weg von dem zu
argumentieren, was die Mitglieder des Bauernverbands Schwäbisch
Hall-Hohenlohe-Rems für richtig erachten, die in ihrer großen Mehrzahl eben
konventionelle Landwirtschaft betreiben und der Ansicht sind, diese sei schon
"grün" genug.

 

Genau das will Klaus Mugele, der Verbandsvorsitzende aus Schwarzenweiler,
gestern in der Kupferzeller Carl-Julius-Weber-Halle klarstellen, als er die von
der  EU-Kommission gewünschte Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik
an dem misst, was im Land und in Hohenlohe längst praktiziert wird.

Öffentliches Geld für öffentliche Leistungen? "Diese Forderung haben wir voll erfüllt." Klimaschutz? "Nirgendwo gibt es so viele Agrarumweltmaßnahmen
wie in Baden-Württemberg. Wir müssen nicht ständig neuen Ideen  hinterher laufen." Schonender Umgang mit natürlichen Resourcen? 

 

"Energie vom Acker ist das beste Greening." Fruchtfolge statt Monokultur? "Das machen wir doch seit Generationen."  

 

Reimer  nimmt den Ball auf und beruhigt: Die Perspektiven für die  Landwirtschaft seien gut, die Preise würden steigen. Essen und Energie:
Dies seien die Schlüsselfaktoren des Wachstums. Dann kommt er zur EU-Agrarreform. Geschickt spielt er erst die "konservative" Karte. 
Sprich: Bei den Direktzahlungen müssten die Bauern keine Einbußen hinnehmen. Die Flächenprämie in Baden-Württemberg würde  ab 2014 sogar
steigen, weil sie national vereinheitlicht werde − und die geplante
Angleichung in den 27 EU-Staaten vom Tisch sei.

 

Lockerer


Vor diesem positiven Hintergrund könne man "über Greening etwas
lockerer diskutieren". Zumal die befürchtete Stilllegung von Flächen zum
Zwecke der "Ökologisierung" nicht kommen werde: "Was genau die
Quote von sieben Prozent heißen soll, hat Ciolos aber immer noch nicht genau
gesagt."

Das von der grün-roten Regierung verhängte Umbruchverbot von
Dauergrünland verteidigt Reimer. "Es gilt aber nur bis 2015, danach
sehen wir weiter, wie sich die EU-Reform entwickelt hat." Die vom Land
co-finanzierten ländlichen Entwicklungsprogramme will er fortführen, sie sind stark ökologisch ausgerichtet. Allerdings könnte es dafür von der EU weniger Geld geben.


Kontroverse Diskussion

 

4  Fachschüler der Akademie Kupferzell nutzten in einer Fragerunde auf dem
 Podium, konkret nachzufragen: "Warum sind die Förderungen gekürzt worden ? Wie soll die Wettbewerbsfähigkeit der kleineren Baden Württembergischen Betriebe gefördert werden ? - Wie siehts mit den Problemen bei der Interpretation der Schweinehaltungsverordnung aus ? - Wird die Gruppenhaltung für Schweine tatsächlich am 1. Januar 2013 europaweit verbindlich ?"

 

Reimer ging fachlich bis ins Detail auf die Fragen ein. Auch wenn stets der unterschiedliche politische Ansatz deutlich war, klar wurde: Auch die neuen Grün Rote Regierung versucht die Bauern ernst zu nehmen.

 

Auf die Frage der Förderung und der MEKA Kürzungen angesprochen, argumentierte der Ministerialdirektor mit fehlenden Mitteln aus Europa und vom Bund. Es sei gar nichts anderes übrig geblieben, als dort zu kürzen, wo viel
zu holen gewesen sei. Das Argument: Die Landesregierung habe sich nicht
ernsthaft um Restmittel der anderen Länder bemüht, ließ er nicht gelten.
Zum einen stünden im laufenden Jahr aufgrund des Endes der Förderperiode keine Restmittel aus anderen Bundesländern zur Verfügung, weil diese bis 2013 mit der Freigabe abwarten würden und zum andern wäre  aufgrund es Auslaufens der Ausgleichszulage in der bisherigen Form nicht die Möglichkeit wie in den Vorjahren gegeben, mit dem Geld fürs nächste Jahr die letztjährigen Zahlungen abzuwickeln, wie es die Vorgängerregierung jahrzehntelang praktiziert habe.

 

Ab  2014 sieht Reimer wieder bessere Möglichkeiten der Gestaltung des MEKA,
kündigte aber eine neue Schwerpunktsetzung auch speziell für FFH Flächen an.

 

Schweinehaltungsverordnung

 

Viel  Verständnis hatte Reimer für das vom Vorsitzenden Klaus Mugele konkret
angesprochene Problem der zu engen und bürokratischen Auslegung der baulichen Maße im Rahmen der Schweinehaltungsverordnung. Keine Hoffnung
machte er in den Bereichen, die direkt im Europäischen Gesetzestext  enthalten sind. Möglichkeiten sieht er aber dennoch. Als Beispiel nannte  er die vorrübergehende Fixierung von Sauen beim Fressen "Klar ist, dass  eine Sau nicht auf Dauer fixiert werden darf - andererseits ist die Technik, damit die Möglichkeit der Fixierung ja nicht verboten, wenn gewährleistet ist, dass die Sau nur zum Zwecke der Behandlung und Selektion ganz kurzfristig fixiert wird."  Dies ist sicher eine der Aussagen, die die Praktiker im Laufe der nächsten Wochen in der Diskussion mit den örtlichen Veterinärämtern überprüfen werden.

 

 

Rückblick
auf ein außerordentliches Jahr im Bauernverband

 

Trendwende
bei aktiven Mitgliedern: mehr Eintritte als Austritte

 

Geschäftsstellenneubau, Wechsel in Justiziariat und Sekretariat einerseits, aber auch Sonderthemen wie Windkraft, Biogas, Weinbaumarktordnung, Abwassersplitting und über allem die Frage: „Wie gelingt es, die Landwirtschaft transparent und authentisch zu kommunzieren ?" Ein in jeder Hinsicht einzigartiges Jahr 2011  bot Vorstand und Geschäftsführung des Bauernverbands bei der Delegiertenversammlung an Lichtmess genug Anlass Rückschau zu halten.


 

Der Vorsitzende des Bauernverbands Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems Klaus Mugele hatte in seinem Jahresbericht neben den verbandlichen Aktivitäten vor allem die Frage im Blick wie die moderne Landwirtschaft sich im Blick auf die gesellschaftlichen Anforderungen selbst definiert und kommuniziert. „Das Jahr 2011 war aufgrund der niedrigen Preise für die Schweinehalter ein schlimmes Jahr, trotzdem haben wir bewusst keine Katastrophenberichte in die Medien gegeben: Wir dürfen nicht erwarten, dass aus Mitleid mit den Erzeugern mehr Fleisch zu besseren Preisen gekauft wird – nur Qualität und Genuss zum günstigen Preis überzeugen den Kunden" 

 

Mugele machte deutlich, dass die moderne Landwirtschaft auch kommuniziert werden muss. Ein sehr positives Element sei dabei das Verbandsprojekt „Klassenzimmer Bauernhof" das ganz bewusst nicht eine landwirtschaftliche Idylle vermittle sondern Betriebe mit Betriebsleitern, die ihre Arbeit so schildern, wie sie tatsächlich ist: anstrengend, oft ökonomisch schwierig aber getragen von hochmotivierten Familien, die tagtäglich ihren Landwirtsberuf selbstbewusst leben. „Die Diskussion um Tierhaltungsverfahren können wir nur mit Transparenz und fachlicher Argumentation führen" 

 

Geschäftsführer Helmut Bleher konnte als Fazit seines Berichts über die Verbandszahlen erstmals feststellen, dass wieder mehr aktive Landwirte Mitglied im Verband geworden als ausgetreten sind. „Wir können eine Trendwende erkennen – angesichts der Herausforderungen in Politik und Gesellschaft wird die Notwendigkeit der Arbeit des Bauernverbandes mehr gesehen. Natürlich ist dies für uns eine große Herausforderung".


Auch der Vorstand des Bauernverbands Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems hat sich neu formiert. Während Vorsitzender Klaus Mugele und Vorstand Karl Ehrmann, Stachenhausen für den Hohenlohekreis, ebenso wie die Kollegen Fritz Jäger, Schwäbisch Hall, Wilhelm Wackler, Crailsheim und Jürgen Ziegler Rems Murr mit mit großer Mehrheit in ihren Ämtern  bestätigt wurden, erzielte Thomas Wenzel aus Neufels mit der zweithöchsten Stimmenzahl anstatt des ausscheidenden Herbert Lutz, Niedernhall ein beachtliches Ergebnis für einen Newcomer. Ebenfalls neu in den Gesamtvorstand wurden gewählt Matthias Herrmann, Schrozberg, Rainer Vogt, Blaufelden , Regina Ott, Rosengarten und Harald Gronbach, Crailsheim. Neben diesen fünf neuen Mitgliedern wurden 21 bisherige Gesamtvorstandsmitglieder wieder gewählt. Sie decken alle Regionen der früheren vier Kreisbauernverbände und alle Produktionsrichtungen ab.



 

Geehrt wurde Herbert Lutz mit einer Glasskulptur für 35 jähriges ehrenamtliches Engagement im Bauernverband, zuerst als Ortsobmann, später als Vorstandsmitglied im Bauernverband Hohenlohe und dort auch langjähriger Stellvertreter des Vorsitzenden Klaus Mugele. Herbert Lutz ist bereits seit 1987 Träger der silbernen Ähre des Bauernverbandes. Diese wurde anlässlich ihres Ausscheidens aus dem Gesamtvorstand den Herren Thomas Palm, Schrozberg, Harald Blumenstock, Kirchberg und Karl Beck, Fichtenau verliehen.

 

 

 

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