Schulbank drücken im Kuhstall

Landwirt Marcel Fischer aus Niedersteinach (links) führte die Neuntklässler durch den Kuhstall. Zusammen mit seinen Kommilitonen aus Künzelsau und Ludwigsburg hatte er für sie Unterricht zum Thema Landwirtschaft erarbeitet.

Eine wohl einzigartige Zusammenarbeit: Studenten der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und Landwirte der Akademie für Landbau Kupferzell arbeiteten gemeinsam Schulstunden für Neuntklässler aus.

 

Ute Schäfer Haller Tagblatt 13.2.2015

Eine wohl einzigartige Zusammenarbeit: Studenten der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg und Landwirte der Akademie für Landbau Kupferzell arbeiteten gemeinsam Schulstunden für Neuntklässler aus.

 

Ute Schäfer Haller Tagblatt 13.2.2015

 

Wie bringe ich das Thema Landwirtschaft an Jugendliche? Für Lehrer eine schwierige Frage. Vor allem dann, wenn sie selbst nur wenig von Ackerbau und Viehzucht verstehen. Weshalb diese Frage viel wichtiger ist: Wie kommt das Thema Landwirtschaft an die Lehrer?

 

Diesem Problemfeld stellten sich Studentinnen der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg und Fachschüler der Akademie für Landbau und Hauswirtschaft (ALH) in Kupferzell - die Zusammenarbeit wurde unterstützt vom hiesigen Bauernverband. Das Projekt ist der vom Land geförderten Initiative "Lernort Bauernhof" angegliedert.

 

Und es trafen Welten aufeinander. Doch das war beabsichtigt, dort auf dem Hof von Familie Fischer in Niedersteinach. "Zuerst sind die Studentinnen hier mit großen Augen rumgelaufen", berichtet Ramona Reinke, die das Projekt von der ALH aus betreute. "Doch heute gehen sie im Stall ein und aus, als hätten sie nie anderes gemacht."

 

 

Die Zusammenarbeit hat also geklappt, beide Gruppen haben sich gefunden und ernteten letzte Woche die Früchte der gemeinsamen Arbeit. Die Arbeit: das war eine gemeinsam erarbeitete Unterrichtseinheit zum Thema Milchwirtschaft. Und die Früchte? Den vertieften Einblick in die Landwirtschaft für Studenten, Lehrer und Schüler und den Spaß, den die Schüler hatten. Denn nun besuchte die neunte Realschulklasse der Hermann-Merz-Schule den Bauernhof in Niedersteinach. Sie hatte in den vergangenen Wochen das Unterrichtsmaterial durchgenommen, das die Studenten und Fachschüler den Lehrern zur Verfügung gestellt hatten - gleich ganze Packen an Informationen kamen bei den Lehrern Paul Glöckler und Klaus Ebert an.

 

Vor Ort sollten die Schüler nun hautnah erleben, wie sich die Landwirtschaft wirklich anfühlt, wie sie genau aussieht, riecht und schmeckt.

 

Alles begann mit einer Führung durch Stall und Hof der Familie Fischer in Niedersteinach (Sohn Marcel Fischer war einer der Fachschüler, die am Projekt teilnahmen). Die Neuntklässler staunten, wie technisch, wie betriebswirtschaftlich ein Hof ausgerichtet ist - als Marcel Fischer ihnen etwa vorrechnete, wie viele Stunden Arbeitszeit eine Kuh pro Jahr benötigt und wie hoch der Milchpreis dafür sein muss.

 

Natürlich mussten die Schüler auch Aufgaben bearbeiten. Die Studenten und Fachschüler hatten dazu atemberaubende "Klassenzimmer" eingerichtet: neben dem großen Milchtank zum Beispiel auch direkt im Kuhstall oder mitten im Melkkarussell.

 

Denn so lautete eines der Ziele des Projekts, sagt Dirk Büttner, Leiter der Kupferzeller Akademie: "Was man kennt, das kann man besser verstehen."

 

 

Bauernhöfe in der Region als Lernorte

 

Geschichte Einen Bauernhof als Lernort zu etablieren versucht das Landwirtschaftsministerium in Stuttgart schon lange und hat dafür ein Projekt ins Leben gerufen, das sich "Lernort Bauernhof" nennt. Der Bauernverband Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems hat dafür sogar eine Stelle geschaffen: Andrea Bleher kümmert sich hier um den "Bauernhof als Klassenzimmer". Das Angebot ist meist auf jüngere Schüler abgestellt.

 

Unterstützung Das Projekt der PH Ludwigsburg und der ALH Kupferzell zielt deshalb auf Schüler der Sekundarstufe ab. Weil diese Zusammenarbeit bundesweit einmalig ist, schauten den Schülern in Niedersteinach Vertreter des Landwirtschaftsministeriums und des Regierungspräsidiums über die Schulter. "Wir begrüßen und unterstützen das Projekt", sagte etwa Ministerialrätin Edelgard Fieß-Heizmann, Leiterin des Referats Frauen, Familie im Beruf im Landwirtschaftsministerium.

 

Schulthema Alle Offiziellen waren sich einig: Landwirtschaft könnte und sollte viel öfter Thema in der Schule sein, meinte etwa Dr. Kurt Mezger, Leiter der Abteilung Landwirtschaft im Regierungspräsidium: "Es gibt kaum ein Thema, das man nicht exemplarisch anhand der Landwirtschaft bearbeiten könnte." Biologie, Geologie oder Ökologie. Auch Chemie, wenn es um Düngung und Pflanzenschutz geht, oder Physik und Technik. Auch die Betriebswirtschaft ist Thema auf den Höfen: "Wir wollen zeigen, dass Landwirte nicht nur "Bauern" sind. Sie sind mittelständische Unternehmer - was man schon an den Investitionssummen sieht", sagte Dirk Büttner, Leiter der Akademie in Kupferzell. "Da sieht man mal, wie vielseitig die Landwirtschaft heute ist", sagte auch Helmut Hessenauer vom Landwirtschaftsamt.

 

Ideen Und dann fangen die Beteiligten zum Schluss des Projekts an, weiter zu denken: Gut wäre jetzt, wenn noch eine Ernährungsfachfrau in die Klassen käme, wenn sich jetzt ein Kochkurs zum Thema Milch anschlösse, wenn beim nächsten Mal die Studenten und Fachschüler auch in die Schule kommen würden und wenn noch mehr landwirtschaftliche Themen auf den Lehrplan zugeschnitten angeboten werden könnten.

 

 

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