Milchbetriebe immer größer

Christian Kieß (31) hat ein "gutes Gefühl", wenn er an die Zukunft denkt. Im Hintergrund der neue Stall. Der Bestand soll von 120 auf 190 Kühe wachsen.Foto: Ralf Reichert

Hohenloher Zeitung, Ralf Reichert 12.9.2013

 

Lohnt es sich noch, in Hohenlohe Milch zu produzieren? Vor vier Jahren, als der Erzeugerpreis ganz unten war und Bauern landauf landab streikten, war die Stimmung im Keller. Der normale Strukturwandel beschleunigte sich, vor allem kleinere Betriebe hörten reihenweise auf.Seitdem hat sich die Lage merklich entspannt. Die Preise für Milcherzeuger sind derzeit auf einem Fünf-Jahres-Hoch. Und siehe da: Viele Milchbauern in Hohenlohe blicken wieder hoffnungsvoll in die Zukunft.

Lohnt es sich noch, in Hohenlohe Milch zu produzieren? Vor vier Jahren, als der Erzeugerpreis ganz unten war und Bauern landauf landab streikten, war die Stimmung im Keller. Der normale Strukturwandel beschleunigte sich, vor allem kleinere Betriebe hörten reihenweise auf.

 

Die Proteste ebbten nicht ab, auch weil der zuvor gestiegene Preis Mitte 2012 wieder gesunken war. Seitdem hat sich die Lage merklich entspannt. Die Preise für Milcherzeuger sind derzeit auf einem Fünf-Jahres-Hoch. Und siehe da: Viele Milchbauern in Hohenlohe blicken wieder hoffnungsvoll in die Zukunft.

 

Trend

 

"Der aktuelle Auszahlungspreis ist sehr zufriedenstellend", sagt Dr. Wolfgang Eißen, Leiter des Landwirtschaftsamts im Hohenlohekreis. Leistung rauf und/oder Kosten runter: Viele Betriebe hätten das Gebot der Stunde erkannt. Größe sei zwar nicht der einzige Garant, um in Zukunft erfolgreich zu wirtschaften, sagt Eißen. "Es gibt nach wie vor Betriebe mit weniger als 70 Kühen, die sehr gute Bilanzen haben." Doch der Trend geht klar in Richtung Wachstum: "Seit 2012 haben wir zehn Landwirte betreut, deren Betriebe einen Sprung gemacht haben auf mehr als 100 Kühe."

 

Christian Kieß aus Beltersrot liegt schon darüber. Doch sein Betrieb wächst weiter. Der neue Stall ist bald fertig, am 6. Oktober kann er besichtigt werden. 120 Milchkühe hat er derzeit − 190 sind sein Ziel. Der 31-Jährige blickt optimistisch nach vorn: "Mit diesem Schritt habe ich die Bedingungen geschaffen, um im Milchgeschäft weiter gut mitspielen zu können." Die Kühe werden künftig voll automatisch gemolken: von zwei Robotern. Auch sonst steckt viel Hightech im Stall: Die Stärke des Lichts ist computergesteuert, Sensoren erkennen, wie die Tiere kauen oder wie sie sich bewegen. "Kühe sind wie Spitzensportler", sagt er. "Je besser sie vorbereitet sind und umso professioneller die Umgebung ist, desto mehr Leistung bringen sie." Mehr Milch pro Tier: Das ist die eine Seite der Rechnung. Weniger Zeit pro Kuh die andere. Moderne Frühwarnsysteme im Stall sorgen dafür, dass die Tierarztkosten sinken. So kann sich Kieß auf dem Milchmarkt behaupten.

 

Jeder kennt den Spruch, dass drei Bauern nicht unter einen Hut passen. Im Falle von Joachim Schreyer, Georg Kochendörfer und Ulrich Frank ist das ganz anders. Sie produzieren seit Dezember 2012 gemeinsam Milch, auf dem Gliemenhof in Gailenkirchen bei Schwäbisch Hall. Vier Millionen Euro haben sie in den neuen Stall investiert, derzeit werden dort 340 Kühe gemolken. "Die Melktechnik ist sogar auf 600 bis 700 Kühe ausgelegt", sagt Joachim Schreyer. Für Hohenlohe sind das völlig neue Dimensionen.

 

Konzept

 

Kooperationen wie diese sind eine weitere Strategie, um Milch auf Dauer wirtschaftlich zu produzieren. "Das Konzept ist: Alle verdoppeln ihre Bestände mit der Zielgröße 360. So können wir sogar bei einem Auszahlungspreis von 28 Cent pro Liter eine schwarze Null schreiben." Derzeit bekommen sie 37,6 Cent. "Wenn der Preis langfristig zwischen 35 und 40 Cent bleibt, kann man damit gut leben." Schreyer sagt: "Ja, es lohnt sich, in Hohenlohe Milch zu produzieren." Und: "Es gibt noch genügend kleinere Betriebe, die gute Wachstumschancen haben." Manche freilich werden aufgeben müssen. Doch bei den Milchbauern in Hohenlohe gehen noch lange nicht die Lichter aus.

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