Delegiertentagung des Bauernverbands Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V.

Landwirtschaft bereit zu Lösungen für die gesellschaftlichen Fragen

Die gewählten Delegierten aus den rund 70 Ortsvereinen des Bauernverbands Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems trafen sich am Dienstag in Kupferzell. Der Vorsitzende Jürgen Maurer rief zum konstruktiven Dialog mit Politik und Gesellschaft auf. Er übte aber auch Kritik an der aktuellen Agrarpolitik.

„Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Gebote und Verbote reihen sich schneller hintereinander, als sie sich in der Praxis umsetzen lassen. Politische Entscheidungen überholen dabei nicht selten wissenschaftliche Grundlagen“, so Jürgen Maurer in seinem Bericht. Er nahm dabei exemplarisch die zweifelhafte Dünge- und Pflanzenschutzgesetzgebung in den Fokus.

 

Bewährte und geprüfte Pflanzenschutzmittel würden infrage gestellt und die Düngung reglementiert, ohne vorab zu klären, wie der Landwirt damit umgehen solle, wenn durch Krankheiten oder Schädlinge der Ertrag fehlt. Jürgen Maurer meint: „Parteipolitische Überzeugungen oder wahlstrategische Überlegungen vor Wissenschaft und Forschung zu stellen, darf nicht die Basis unserer Gesetzgebung sein.“ Wenn die hiesige Lebensmittelversorgung aufgrund der Sanktionen eingeschränkt und andernorts mit mehrfachem klima- und umweltschädigendem Fußabdruck ausgedehnt würde, fehlt Maurer jegliches Verständnis.

 

Fleischimporte sind nicht die Lösung

 

Damit spielt Jürgen Maurer auf die Arbeit des Berliner Landwirtschaftsministeriums an. Voreilige Beschränkungen der Tierhaltung, ohne die Angebots- und Nachfragesituation zu berücksichtigen, führen zu mehr Importen aus dem Ausland. „Das was bei uns unter höchsten Umweltstandards nicht mehr erzeugt wird, kommt künftig aus den Fleischexportländern wie Brasilien oder Argentinien,“ kritisiert Maurer. „Wir können die Gesellschaft nicht ändern,“ sagt Geschäftsführer Helmut Bleher mit Blick auf die Lebensmittelmärkte. „Wir können aber zeigen, was wir beitragen können, um Umwelt und Klima zu schützen.“

 

Liefern, was die Gesellschaft wünscht

 

Vieles, was sich die Menschen in Deutschland wünschen, kann die Landwirtschaft anbieten: Kulturlandschaft und Artenvielfalt erhalten, dem Klimawandel entgegenwirken und alternative Energien fördern – die Landwirtschaft in Deutschland hat all das auf Lager. Mit dem Projekt #Zukunfts-Bauer sieht der Deutsche Bauernverband eine Landwirtschaft vor sich, in der Landwirtinnen und Landwirte zusammen mit allen Teilen der Gesellschaft die Zukunft aktiv mitgestalten, also wörtlich „bauen“.

 

Bedingungen dafür seien neben Ehrlichkeit und Offenheit auch Mut und Veränderungsbereitschaft. Im Gegenzug erwarte man mehr Anerkennung in der Bevölkerung und eine wirtschaftlich sichere Zukunft für die Betriebe. „Raus aus der Opferrolle, überzeugen mit Tatkraft und Kompetenz“ soll das neue Selbstverständnis des Berufsstands sein, so die Überzeugung der Verantwortlichen des Bauernverbands. Dazu gehört, so Jürgen Maurer, dass man mit allen gesellschaftlichen Gruppen am Tisch sitzt und verbindlich bleibt.  „Angriff und Blockade sind aber keine Lösung, weil damit nichts Neues, am wenigsten aber das Verständnis entsteht, das wir alle brauchen, um überhaupt gehört zu werden.“

 

Auf der Delegiertenversammlung erhielt er dafür Beifall. Die gewählten Vertreter in der Kupferzeller Carl-Julius-Weber-Halle sind in ihren Ortsvereinen Ansprechpersonen für die gut 4.000 Mitgliedsbetriebe im Bauernverband. Nach Einsicht der Gäste in die Finanzsituation und der Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung, referierte Sven Schneider, Geschäftsführer der BAG Hohenlohe Raiffeisen eG, zu Märkten für Agrarprodukte. Der Agrarhändler gab einen interessanten Einblick in die Arbeitsweise seiner Genossenschaft.

Zurück

files/bauernverband/hintergruende/Trecker_Getreidefeld.jpg