Klaus Mugele: Auch die Bauern haben es satt

"Wir haben es satt, uns als anständige, ordentlich wirtschaftende Bauern ständig und so massiv beschimpfen zu lassen", reagiert Bauernverbandsvorsitzender Klaus Mugele auf Demos und Angriffe.

 

 

WOLFGANG RUPP | 07.02.2014 Hohenloher Zeitung 

dazu ein Kommentar von Wolfgang Rupp, Hohenloher Tagblatt  

 

"Nichts ist dümmer, als wenn Leute, die Landwirtschaft und ihre Besonderheiten nicht kennen, sich in allen Dingen als Lehrer der Bauern betrachten." Wer hat diesen Satz geprägt? Wladimir Iljitsch Ulanow, genannt Lenin, Vorsitzender der Kommunistischen Partei Russlands sowie Regierungschef der Sowjetunion, beim Parteitag 1919.

 

Ausgerechnet ihn zitiert Klaus Mugele, Hohenloher Bauer und Vorsitzender des Bauernverbandes Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems. Und warum wählt er dieses Zitat? "Weil bei uns in Deutschland derzeit genau das passiert, was Lenin einst kritisiert hat." Mugele ärgert sich über "unberechtigte und unqualifizierte" Angriffe und über solche Demonstrationen wie jüngst bei der Grünen Woche in Berlin. "Wir haben Agrarindustrie satt" war dort auf den Bannern zu lesen. "Und wir haben es satt, ständig in falschem Licht dargestellt zu werden", ärgert sich Klaus Mugele.

 

Das HT führte mit ihm im Vorfeld des Freitagnachmittag in Murrhardt stattfindenden Bauerntages ein Gespräch über die Situation, Probleme und Zukunft der Landwirtschaft. Dabei machte Mugele deutlich, wie stark der Berufsstand derzeit unter Angriffen, Beschimpfungen, Verunglimpfungen und Halbwahrheiten leidet. Und er nennt auch Roß und Reiter: BUND, Tierschutzbund und weitere Tierschutzorganisationen sowie bestimmte Medien, "die mit kriminell beschafftem Videomaterial Stimmung gegen uns machen".

Alles wird madig gemacht

 

So werde immer wieder die sogenannte Massentierhaltung angeprangert, ohne den Begriff wirklich zu definieren, ohne die Wirklichkeit zu kennen, ohne Zahlen zu nennen, ohne wirtschaftliche Aspekte und Notwendigkeiten zu berücksichtigen. "Das alles spielt keine Rolle", kritisiert der Bauernverbandsvorsitzende, in dessen Augen Massentierhaltung inzwischen zu einem reinen Kampfbegriff geworden ist und sich das Thema Tierschutz "zu einer Hetzkampagne gegen uns entwickelt hat". Hier werde alles madig gemacht, nur damit die verschiedenen Organisationen ihre Daseinsberechtigung sichern und fleißig Spenden sammeln können.

 

Und wenn der größte deutsche Umweltverband BUND Bauern sogar in die Nähe von Mördern rückt, wie in einer Kampagne gegen Pestizide geschehen, ist für Mugele die Spitze überschritten. Er hat genug von diesen "unberechtigten Angriffen und diesem ideologischen Streit" und wünscht sich eine offene, sachliche Auseinandersetzung und Diskussion. "Gehen Sie in die Ställe und machen sich ein Bild von der Wirklichkeit", appelliert Mugele an all diejenigen "die uns kritisieren, beschimpfen und in die Schmuddelecke stellen". Natürlich weiß er, dass es in seinem Berufsstand auch schwarze Schafe gibt, dass Weltkonzerne auch in Deutschland riesige Tierhaltungsanlagen betreiben, "doch mit unserem bäuerlichen Denken passt das nicht zusammen".

 

Die UNO habe 2014 zu Recht zum "Internationalen Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe" aufgerufen und finde die Zustimmung des Bauernverbandes. Er verspricht sich mehr Aufklärung über die Bedeutung und den Wert dieser Betriebe, mehr Verständnis und Anerkennung für ihre wichtige Arbeit.

 

Und wie geht es den 802 landwirtschaftlichen Haupt- und 940 Nebenerwerbsbetrieben im Landkreis Schwäbisch Hall derzeit? Milch: gut, Schweine: ganz knapp kostendeckend, Getreide: unbefriedigend, fasst der Bauernverbandsvorsitzende in Kurzform zusammen. Mugele kennt das Auf und Ab in der Landwirtschaft aus eigener Erfahrung (er betreibt auf seinem Hof in Schwarzenweiler bei Forchtenberg Schweinemast und bewirtschaftet 60 Hektar) und ist mit der aktuellen Situation insgesamt einigermaßen zufrieden.

 

Und wie geht es weiter? Die Zahl der Betriebe wird weiter abnehmen, die Größe zunehmen, so die Prognose von Mugele, was er insbesondere auf wirtschaftliche Gründe und Zwänge zurückführt. Aber: "Der Betrieb muss sich nicht nur so rechnen, dass wir davon leben und die Zukunft sichern können" erklärt der Landwirt, (das durchschnittliche Einkommen je Familien-Arbeitskraft beträgt derzeit knapp 30 000 Euro) sondern müsse auch so geführt und gestaltet werden, dass ökonomische, ökologische und soziale Aspekte gleichermaßen Berücksichtigung finden. Und diese Gesamtheit nehme man in den bäuerlichen Familienbetrieben sehr ernst.

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