Fachgespräch Milch 2023

Milch und Butter: Volle Lager lassen Preise sinken

Butter ist 2022 zum Luxusgut mutiert, die Nachfrage sank deutlich. Um den Trend umzukehren, geben Discounter aktuell hohe Rabatte auf Milchprodukte. Doch wie kam es zu dem Preisanstieg, und: Wer verdient an Butter, Milch und Co.?

 

Fotos: Angeregte Gespräche nach dem Fachgespräch Milch (oben). Bauernverbandschef Helmut Bleher (links) sowie die Referenten Prof. Dr. Johannes Holzner (Mitte) und Geschäftsführer der Hohenlohe Molkerei, Martin Boschet, diskutieren Perspektiven der Milchwirtschaft. 

Verteuerte Grundnahrungsmittel wie Milch und Butter machten den Lebensmitteleinkauf für viele Haushalte bisher zur Rechenaufgabe. Weit mehr als drei Euro für das Pfund Butter im Jahr 2022 - diese Schallmauer im Kühlregal des Lebensmittelhandels ließ viele Verbraucherinnen und Verbraucher aufschrecken. Doch bereits vor Weihnachten war der Preis oftmals wieder auf unter 2,00 Euro gesunken. Doch: Wie viel davon landet bei den Milchbauern aus der Region?

 

Das beantwortete Martin Boschet am Abend des 10. Januar beim Fachgespräch Milch, veranstaltet vom Bauernverband Schwäbisch Hall Hohenlohe Rems e.V. Er ist Geschäftsführer der Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall - einer Genossenschaft regionaler Milchviehbetriebe. Über 100 Landwirtinnen und Landwirten schenkten ihm Mitte Januar in der Gaildorfer Limpurghalle ihre Aufmerksamkeit.

Foto: Volles Haus - die Limpurghalle in Gaildorf ist am Abend des 10. Januar gut gefüllt mit Milchviehhaltern und Interessierten. 

 

„Käse ist zu einem Luxusprodukt geworden,“ meint Molkereichef Martin Boschet. Nach Jahren mit niedrigem Milchgeld für Landwirte (2018 bekamen viele nur etwa 35 Cent pro Kilogramm Rohmilch), stiegen die Milchpreise 2022 rasant - zuletzt bis auf 60 Cent pro Kilogramm. Was gut für die landwirtschaftlichen Betriebe und ihre Familien ist, machte Butter für so manchen Haushalt von der Grundnahrung zum Genussmittel. Damit eine Molkerei ein Stück Butter herstellen kann, braucht es etwa 4,5 kg Milch. Bei einem Milchpreis von z.B. 50 Cent macht das allein 2,25 Euro, das direkt an die landwirtschaftlichen Betriebe geht. Im Gegensatz zu den nicht kostendeckenden  Milchpreisen der vergangenen Jahre war es Landwirten so wieder möglich, Geld mit der Milch zu verdienen, anstatt sie durch Ackerbau mitfinanzieren zu müssen. Das war dringend nötig, um wieder „flüssig“ zu werden.

 

Foto: Martin Boschet gibt Einblicke in den Milchmarkt aus Sicht der traditionsreichen Hohenlohe Molkerei in Schwäbisch Hall.

 

Doch lange werde sich der Milchpreis nicht mehr auf diesem Niveau halten, schätzt Boschet. Die Molkereien spüren die angespannte Situation auf dem Milchmarkt besonders. „Wir haben eine Marktentwicklung wie in den letzten 70 Jahren nicht,“ meint der Molkereichef. Besonders im Abschwung ist die Bio-Milch. Von November bis Dezember 2022 ist ihr Absatz um 22 % eingebrochen. Bei Milchalternativen gibt es Aufwind. Die Hohenloher Molkerei produziert einen Hafer-Drink, der unter der Marke „take it veggie“ überregional an den Handel geliefert wird.

 

Foto: Prof. Dr. Johannes Holzner erforscht an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf landwirtschaftliche Betriebswirtschaftslehre und Unternehmensplanung.

 

Unter den Referenten des Abends war auch Prof. Dr. Johannes Holzner von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Der Betriebswirtschaftler und Milchviehhalter im Nebenerwerb gab einen Einblick in Tierwohl-Labels auf Produktverpackungen. Ginge es nach ihm, bräuchte es kein staatliches Tierwohllabel. Seit 2015 seien deutlich weniger Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt werden. Gelingt es, Aktivitäts- und Gesundheitsdaten von Tieren flächendeckend auszuwerten, ließe das für ihn bessere Schlüsse zu artgerechter Tierhaltung zu. Auf eine aktuelle Debatte, in der gleichermaßen mangelnde Tiergesundheit bei konventioneller und Bio-Haltung kritisiert wird, könnte damit geantwortet werden. Je mehr Daten zum Verhalten der Tiere vorhanden sind, desto früher könnte bei gesundheitlichen Warnzeichen gegengesteuert werden - aber eben nur bei Bedarf.

 

Foto oben: Bauernverbandsvorsitzender Jürgen Maurer moderiert den Abend in Gaildorf. 

Foto unten: Nach dem Fachgespräch ist vor dem Fachgespräch - die Vorträge boten reichlich Diskussionsstoff. 

 

Fotos (c) David Benzin/Bauernverband Schwäbisch Hall - Hohenlohe - Rems e.V.

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