Kitzrettung per Drohne: Landwirte und Jäger arbeiten zusammen

Der Wäschekorb als Lebensretter

Um Rehkitze noch besser zu schützen, haben sich Anfang Juli mehrere Vertreter und eine Vertreterin aus Jägerschaft, Landwirtschaft und Drohnenfliegerei beim Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V. in Untermünkheim-Übrigshausen getroffen.

 

Foto: Vertreter von Bauernverband und Jägerschaft aus den Landkreisen Rems-Murr, Schwäbisch Hall und Hohenlohe nach ihrem Arbeitstreffen für noch besseren Schutz von Rehkitzen bei der Mahd - die Frau im Bunde ist die Haller Kreisjägermeisterin Julia Winterfeld. (c) David Benzin/Bauernverband

 

Jedes tote Rehkitz ist eines zu viel – darüber sind sich Landwirtinnen, Jäger und der Rest der Bevölkerung einig. Beim Mähen von Wiesen für Heu und Grassilage sitzen sie jedoch oftmals versteckt im Gras. Doch wie funktioniert überhaupt die Kitzrettung per Drohne?

 

Ein Beispiel: Landwirt K. Bauer möchte seine Wiese mähen, die an ein Waldstück grenzt. Er braucht Heu für seine Kühe, damit ihr spezielles Verdauungssystem gesund arbeiten kann. Es ist Mitte Mai und für den nächsten Tag wird perfektes „Heuwetter“ vorhergesagt. Der Landwirt ist gut organisiert und plant die Mahd (wie das Mähen von Wiesen im Fachjargon genannt wird) ausreichend früh, bevor er am nächsten Morgen rausfährt. Bis 18:00 Uhr kann er seinem Kitzretterteam in wenigen Minuten per Smartphone, Computer oder auch per normalem Telefonat melden, wann er welche Wiese am nächsten Tag mähen wird.

 

Das Kitzretterteam kennt seine Wiesen genau, denn er hat sie vor Beginn der Saison mithilfe von Kartenmaterial dokumentiert und übermittelt. Das Drohnenteam bestätigt ihm seine Anfrage und fährt in den frühen Morgenstunden, wenn der Landwirt noch schläft, zur Wiese. Es ist noch dunkel, auch wenn die Dämmerung langsam einsetzt. Weil der Landwirt seine Flächendaten an die Kitzretter übermittelt hat, können diese ihre Drohne per „Autopilot“ fliegen lassen. Eine Wärmebildkamera erkennt Kitze im Gras. Um sie aus der Gefahrenzone zu bringen, werden die Kitze mit etwas frischen Gras als bequeme Matratze mit dem Geruch des Mutterrehs in eine Box oder einen Wäschekorb gesetzt und an den Feldrand gebracht. Gegen 7 Uhr am Morgen kommt K. Bauer mit seinem Traktor und mäht die gerade abgesicherte Wiese. Sobald er fertig ist, wird die Box mit dem Reh wieder auf die Weise gebracht und das Reh an den Platz zurückgelegt, an dem es die Mutter wiederfinden kann. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

 

Aber, wenn die Kitzrettung bereits jetzt gut funktioniert, warum und wie sollte sie noch verbessert werden? Denn die verschiedenen regionalen Organisationen der Kitzretterteams arbeiten mit unterschiedlichen Kommunikationswegen mit den landwirtschaftlichen Betrieben zusammen, manche Einsatzregionen überschneiden sich und zum Teil gibt es noch Lücken ohne „Abdeckung“. Auch die Bepreisung dieses Services für Landwirte und Jäger ist vielfältig.

 

Foto: Arbeitstreffen zur Kitzrettung am 3.7. - Vertreter von Bauernverband und Jagd tauschen sich aus, um voneinander zu lernen. Im Vordergrund: Peter Treiber aus Fellbach-Schmiden, stellv. Vorsitzender des Bauernverbands für den Landkreis Rems-Murr. (c) David Benzin/Bauernverband


Um hier voneinander zu lernen und „die beste aller Welten“ in Sachen Kitzrettung zu erschaffen, verständigten sich Vertreter der Jägervereinigungen Crailsheim, Hohenlohe, Waiblingen und Backnang sowie die Kreisjägermeisterin aus Schwäbisch Hall, Julia Winterfeld, mit dem Vorstand des Bauernverbands Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V. um seinen Vorsitzenden Jürgen Maurer, die stellvertretenden Vorsitzenden Marcus Nübel, Thomas Wenzel, Harald Gronbach und Peter Treiber, sowie Geschäftsführer Helmut Bleher. Vonseiten der Drohnenpiloten lieferte ein Vertreter des Flugmodus e.V. Beispiele, wie professionell die Kitzrettung innerhalb dieses Vereins aus Burgstetten organisiert wird.

 

Foto: Der geschäftsführende Vorstand des Bauernverbandes mit seinem Vorsitzenden Jürgen Maurer (Mitte links) und Geschäftsführer Helmut Bleher. Ganz links sitzt Marcus Nübel, daneben Thomas Wenzel. Am anderen Ende ist Harald Gronbach. Peter Treiber ist nicht auf dem Foto. (c) David Benzin/Bauernverband

 

Weiterhin Erfahrungen auszutauschen, gemeinsame Lösungen zu finden und die Zusammenarbeit von Drohnenteams, Jägerschaft und Landwirtschaft noch besser zu gestalten – das war der Konsens des Treffens beim Bauernverband in Übrigshausen.

 

Foto: Nicht nur vorm Eingang des Bauernverbands stehen sie zusammen - auch bei der Kitzrettung: Jägerschaft und Landwirtschaft. (c) David Benzin/Bauernverband

 

 

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