Das war eine der guten Entscheidungen im Leben.

„Zahlen kann ich mir sehr gut merken“, stellt Landwirt Stefan Haas aus Ilshofen-Großallmerspann klar. Auch, dass das reine Volumenwachstum, wie er selbst sagt, für seinen Hof nicht die richtige Lösung darstellt. Immer wieder hinterfragt der Landwirtschaftsmeister seit der Übernahme des Hofes in 3. Generation im Jahr 1998, das bestehende Geschäft dahingehend: „Was können wir verbessern?“   

Der frühere Gemischtbetrieb mit Milchvieh und Zuchtsauen hat sich mit einem Stallumbau 1987 auf die Haltung von Schweinen und Zuchtsauen spezialisiert. Bereits im Jahr 2000 erfolgte die Aussiedlung mit der baulichen Möglichkeit, Außenklimaplätze anzubieten. 2004 kam ein Ferkelaufzuchtstall nach der damals neuen Haltungsverordnung und 2010 ein neuer Stall für die Zuchtsauen dazu. Der alte Stall wurde 2014 als Praxis für Heide Haas umgebaut, die darin Behandlungen für Therapie und Prävention anbietet – für Menschen natürlich. Gerade um das Jahr 2014 waren die ‚Schweinepreise‘ wieder in einer Tiefpreisphase. Durch genaue Beobachtung der Märkte, eine Mitgliederveranstaltung vom Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems und über Diskussionen mit Berufskollegen hat Landwirt Haas sich damals mit dem ‚Schwäbisch Hällischen Landschwein‘ befasst. Der politische Wille zu alten Tierrassen und die Angebote der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) haben dazu geführt, dass zum 1. Advent 2015 die ersten Jungsauen dieser Rasse, eine alte Hausschweinerasse mit Verbreitungsschwerpunkt im Nordosten Baden-Württembergs, auf dem Familienhof einzogen. Innerhalb von 20 Monaten wurde der gesamte Bestand auf die gefleckten ‚Mohrenköpfle‘ umgestellt. Heute leben hier ausschließlich Tiere dieser regional geschützten Rasse. Die ausgezeichnete Fleischqualität und der besondere Geschmack ermöglichen dem Landwirt, einen höheren Preis zu erzielen. Das ‚Schwäbisch Hällische Landschwein‘ wird ausschließlich über die BESH vermarktet. „Mir gefällt nach wie vor, dass wir gentechnikfrei füttern. Das wird immer wieder kritisch begleitet und interessiert die Kunden“, erklärt Schweinebauer Stefan Haas aufgeschlossen.

 

 

 

Insgesamt eine richtige Entscheidung. Dass der Stall 2018 wieder umgebaut wurde – diesmal mit einem Auslauf für die Haltungsstufe 3 – hält der Landwirt „für eine gute Entscheidung; obwohl der Einsatz für die Familie immens war, erzielen wir damit ein besseres Preisniveau und es passt zu unserem Betrieb“, sagt er zufrieden. Er weiß, dass das Konzept der Höfe auch in den jeweiligen Ort als Platz für die Landwirtschaft passen muss. Mit den entsprechenden Auflagen und baulichen Möglichkeiten gilt es, wettbewerbsfähig zu sein und für die Produkte, gute Chancen am Markt zu haben. “Denn am Ende müssen wir den Blick auf den Weltmarkt richten und Geld verdienen“, sagt Bauer Stefan Haas. Er ist davon überzeugt, dass Schweinehaltung zukünftig nur noch sinnvoll ist, wenn die Vermarktung und die Betreuung dahingehend für den Bauern stimmen. Das mit der BESH passt für ihn gut – man schätzt sich gegenseitig, sagt er. Ein guter Teil vom gesamten Zuchtsauen-Bestand der ‚Bäuerlichen‘ stehen nun bei ihm. Das Vertrauen dahinein, ‚dass er das gut kann‘ und die räumliche Nähe gaben den Ausschlag für das partnerschaftliche Verhältnis, innerhalb dessen auch weitere Partner und Abnehmer vermittelt werden.    

 

 

Der Wille des Verbrauchers vor und im Laden. „Es liegt in meiner Verantwortung, aus meinen vorhandenen Möglichkeiten, das Passende zu machen“. Dazu zählt, dass der Hof das Wasser aus einem eigenen Brunnen und den Strom vom eigenen Dach bezieht. Folgerichtig steht auch ein Elektrofahrzeug vor dem Tor. Zu dem, was gut passt, zählt auch, dass seine Ehefrau Heide Haas als -Therapeutin und nicht aus der Landwirtschaft stammend, den Hof um Besucher von außerhalb gut ergänzt. Ihre drei Kinder, zwei Helfer und eine Maschinenkooperation mit einem benachbarten Kollegen, machen die Arbeit rund und sind dabei eine große Hilfe, wie Haas betont. Nur am Urlaub, so Landwirt Stefan Haas schmunzelnd, arbeitet er noch. In Summe werden zwei Drittel der bei ihm in Großallmerspann erzeugten Ferkel verkauft und der Rest wird auf dem Hof großgezogen. Zucht- und Jungsauen werden aus dem kollegialen Umfeld bis maximal 15 Kilometer zugekauft. „Jedes Tier gibt es nur einmal und wird im sogenannten Herdenbuch mit eigener Nummer eingetragen und verwaltet. Die Kosten der Schweinemast in der Haltungsstufe 3 sind natürlich höher, da die Tiere beispielweise auf 1,2 Quadratmetern leben und auf 60% ihrer Festflächen mit Stroh als Einstreu. Das kostet Platz und macht mehr Arbeit. Sie bekommen besonderes Futter ohne Gentechnik und können ins überdachte Freie, wann immer sie wollen. Stefan Haas kennt den Ruf aus der Gesellschaft nach mehr Tierwohl und den daraus folgenden Mainstream ganz genau. Er dreht den Spieß sogar um und sagt: „Wir sind hier in einer Region mit vielen erfolgreichen und großen Industrieunternehmen. Wenn deren Mitarbeiter mit der Arbeit fertig sind, wollen sie an einem Tisch mit hochwertigen Lebensmitteln sitzen. Sie wollen wissen: Wo kommt es her? Wie wurde es produziert und wie ist die Qualität? Sie sind daran gewöhnt, dass die Regale der Supermärkte auch Samstagabend immer noch voll sind. Deshalb glaube ich, sind wir hier genau richtig. Man muss sich schon richtig reinknien und der Arbeitseinsatz sowie die Disziplin in der Ferkelerzeugung sind enorm. Ob Bauer der schönste Beruf der Welt ist, weiß ich nicht, aber bestimmt einer der wichtigsten“, findet Stefan Haas.

 

 

 

 

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