Boah … ich mach was Neues!

Dann mach Du doch den Rhabarber! Offen für Neues ließ sich Landwirt Thomas Palm aus Schrozberg nach einem Stück Kuchen mit Rhabarber in schlechter Qualität das nicht zweimal sagen. Inzwischen denken sie auf dem Hof auf der Hohenloher Ebene über einen weiteren Ausbau des Gemüse-Exoten auf ihren Feldern nahe der eigenen Putenställe nach. Dabei war zum Start alles schwierig, angefangen vom Pflanzen, übers Wässern bis zur Versorgung mit den richtigen Nährstoffen.  

„Es gibt schon immer wieder Phasen, da reizt es mich, was Neues zu tun. Und wenn man in so einer Phase Entscheidungen trifft, dann kann es eben sein, dass man beim Rhabarber landet“, erklärt Thomas Palm den innovativen Weg seines Hofes zum Gemüsebau mit Rhabarber. Dabei sind und bleiben die Puten das Hauptstandbein des Familienbetriebes auf der Ebene um Schrozberg. „Es ist uns immer wichtig, innovativ zu sein“, erklärt der jung gebliebene Landwirt diesen Schritt. Mit drei Hektar sind sie vor zwei Jahren gestartet. Sie selbst finden, „das ist eine spannende Pflanze“. Sie kam im 18. Jahrhundert, ursprünglich aus dem Himalaja, über Russland und England auf das europäische Festland. Der in unseren Breiten verarbeitete Stengel ist mit viel Calcium, Eisen und einem hohen Vitamin C-Gehalt quasi ein „Superfood“ und wird hauptsächlich für Säfte, Sirup, Kompott und Kuchen verarbeitet. In Asien nutzt man übrigens die Wurzel, bei Verdauungsproblemen zum Beispiel. Die Pflanze trägt an die zehn Jahre und ist winterhart. „30 Tausend Stück haben wir aus dem Rheinland geholt und interessante neue Menschen kennengelernt. In der Pfalz waren wir zuvor schon beim dortigen Rhabarber-König. Um zu schauen, wie die das machen“, erinnern sich Sabine und Thomas Palm. Dabei war alles schwierig zum Start. Das Pflanzen, das Bewässern, es fehlte an Informationen und an einem eingespielten Netzwerk. „Wir müssen über diesen Exoten, den Rhabarber, noch viel lernen“. Seit 1820 gibt es den Hof der Familie Palm, der Mitglied im Bauernverband ist. Der Familienbetrieb wurde immer in dem Bestreben einer nachhaltigen Bewirtschaftung von einer Generation an die nächste gegeben.

 

 

 

Neues angehen und Perspektiven schaffen. Nach einer ersten selbstgetroffenen Absage an den Rhabarberanbau, haben sich die Hofinhaber doch noch dazu entschlossen, es mit einem Schritt in den Gemüsebau und mit der winterharten Art anzugehen. Sie sind froh darüber, dass ihre Kinder auf diese Weise lernen, dass die Familie etwas Neues angeht und das auch schafft. Und wie es ist, emotional und sozial gute Entscheidungen zu treffen – richtige und auch mal falsche. Die vier Kinder des Landwirtspaares sind 17, 19, 22 und 23 Jahre alt, gehen zur Schule, lernen und studieren, auch Landwirtschaft. „Die Perspektiven in der Landwirtschaft sind nicht ganz klar einzuschätzen. Es fehlt die Planungssicherheit für Hofnachfolger“, wissen die erfahrenen Eltern. Sie glauben, sie werden mehr und mehr in einem globalen Wettbewerb stehen. „Wenn die Regionalität der hier erzeugten Produkte nicht standhält, hat die Landwirtschaft in Deutschland keine Bedeutung mehr“, ergänzen sie. Um so wichtiger sind ihnen Alternativen und mehrere Standbeine. Bereits 1989 wendete sich der Hof der Putenhaltung zu, auch weil die Region um Rot am See sich mit einer guten Infrastruktur zu einem Zentrum der Putenhaltung entwickelt hatte. Die Palm`s beschäftigen einen festen Mitarbeiter und Aushilfskräfte. Wie auf dem Land üblich, helfen Nachbarn und Freunde, wenn es nötig ist. Aber zwischen den Reihen mit Rhabarber arbeiten die Hofbetreiber bisher viel selbst. „Wir haben den Arbeitsaufwand im ersten Jahr etwas unterschätzt. Im Pflanzjahr ist das einfach viel Arbeit: wir standen oft mit Hacke und Gummistiefeln im Feld“ Gleichwohl: wenn es im kommenden Jahr richtig los geht mit den, gegenüber Schädlingen und Krankheiten recht stabilen Pflanzen, werden sie Saisonarbeitskräfte brauchen. Sie planen mit drei Kräften von April bis Juni.  

 

 

 

Regionale Produkte in hoher Qualität. Der Palmfarm-Hof, so positionieren sich die Landwirte aus Schrozberg-Heiligenbronn, liefert auch zukünftig Qualität aus Baden-Württemberg. Sie sind zertifizierter und qualifizierter Partner des Lebensmitteleinzelhandels, des Großhandels und von Bäckereien. Zusätzlich vermarkten sie auch direkt, das heißt auf den Wochenmärkten in der näheren Umgebung und ab Hof. „Bei all dem sehen wir die Regionalität nicht zu eng, denn wir liegen direkt an der Grenze zu Bayern“, erklärt Thomas Palm seine Vertriebsstrategie. Dort findet auch die Schlachtung seiner Puten statt. Er weiß, damit ist er gut aufgestellt. Zum einen ist der Absatz des Putenfleisches stabil. Zum anderen setzen sich die Verbraucher immer stärker mit Gemüse auseinander. Zusätzlich haben die Höfe mit Direktvermarktung, Automaten und Hofläden nach seinem Empfinden in den letzten Monaten an Ansehen gewonnen. „Es gibt immer wieder viele neue Themen, die wir als Herausforderung annehmen. Allein mit dem Thema Tierwohl werden wir uns immer weiter auseinandersetzen, um den Vorstellungen der Gesellschaft gerecht zu werden“. Schon jetzt arbeiten sie mit ihren vier Putenställen und der Biogasanlage eines Kollegen, der den Mist aufnimmt, in geschlossenen Kreisläufen. Dadurch entstehen Energie und wertvoller Dünger – auch für den Rhabarber. Alle 13 Wochen beziehen Putenküken den Stall neu. „Ob unser Sohn den Hof übernimmt, hängt sicher sehr davon ab, ob er darin eine Zukunft sieht“, da sind sich Sabine und Thomas Palm einig. Eine Zukunft, in der er ausreichend Geld verdienen kann, um davon zu leben und den Palmfarm-Hof für die nächste Generation zu erhalten.              

 

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