Bauernverband diskutiert über die schlechten Preise und Kritik an Produktionsweise

 

Foto: Elisabeth Schweikert :

Die führenden Personen des Bauernverbands Hall-Hohenlohe-Rems: Helmut Bleher (Geschäftsführer des Bauernverbands) und Vorsitzender Klaus Mugele vor der Delegiertenversammlung in der Stadthalle Ilshofen. 

Hohenloher Tagblatt: Elisabeth Schweikert vom 7.4.2016

 

"Wir haben ein Recht zu überleben. Nicht nur der Biber und der Wolf." Helmut Bleher spricht bei der Delegiertenversammlung des Bauernverbands den Mitgliedern aus dem Herzen. Er bekommt viel Beifall.

Knapp 200 Landwirte halten am Mittwochabend drei Stunden Regularien aus, um am Ende der Delegiertenversammlung anzusprechen, was sie drückt. "Wir müssen unsere ganzen Produkte für einen Ramschpreis abgeben", klagt Robert Kraft aus Schrozberg. Er sagt: "Momentan fahren viele Betriebe gegen die Wand." Dieser Umstand klang auch beim Bericht Helmut Blehers an. Der Geschäftsführer des Bauernverbandes sagte, die Rechts- und Steuerberatungsabteilung des Verbands sei so stark gefragt wie noch nie. Etliche kämen zur Liquiditätsberatung. Bleher: "Die Probleme, mit denen die Landwirte jetzt kommen, sind schwieriger als je zuvor." Die Gründe für den Preisverfall seien bekannt: der Schweinezyklus, der Wegfall der Milchquote samt gestiegener Milchproduktion, das Russlandembargo, der Weltmarkt.

 

Der Bauernverband soll's richten. Diese Erwartung hegt mancher. Helmut Bleher sagt: Der Verband könne nicht die Preise festlegen. Er könne lediglich - oder gleichwohl - die Interessen der Bauern vertreten und Einfluss auf die Politik nehmen. Die Chance auf eine andere Politik sei nach dem Sieg der Grünen bei der Landtagswahl jedoch schwierig, so der CDU-Mann. Verordnungen zur Düngung, zur Landschaftspflege und zum Tierwohl würden eher verschärft - Punkte, die den Bauern schon jetzt Verdienstausfälle, höhere Kosten und bürokratischen Aufwand bringen. "Es ist genug", so Bleher.

 

Klaus Mugele, Vorsitzender des Bauernverbands, skizziert die strategische Ausrichtung. Folgende Fragen müsse der Bauernverband diskutieren: Sichert die bisherige Erzeugung und Vermarktung die Zukunft? Ist eine stärkere Betonung regionaler Märkte erfolgversprechend? Liegt Erfolg in der Bio-Erzeugung? Weitere Fragen brachte Andrea Bleher ein. Die Frau des Geschäftsführers ist im Verband zuständig für Projekte wie "Lernort Bauernhof". Befragt werde sie am häufigsten zu den Themen Massentierhaltung, Medikamenteneinsatz im Stall, rückstandsfreie Ernährung oder Gensoja. Nur mit fundierter Öffentlichkeitsarbeit könne Verständnis für die Produktionsweisen erreicht werden.

 

Kein Verständnis haben die Landwirte für die Tübinger Tierschützer, die vor einem Jahr in einen Putenstall eingebrochen waren. Wie der Verband die Familie unterstütze, wollte Landwirt Stefan Haas wissen. Der Verband habe gleich reagiert, berichten Bleher und Mugele. Mit der Landestierschutzbeauftragten Cornelie Jäger habe es nach einem scharfen Disput gute Gespräche gegeben. Die Frau hatte zunächst Verständnis für die Einbrecher geäußert. Inzwischen habe der Bauernverband alle Abgeordneten angeschrieben, mit der Bitte, für eine bessere Verfolgung des  "Straftatbestands Stalleinbrüche" einzutreten. Bislang werden solche Aktionen als Hausfriedensbruch in Gewerbe- oder Betriebsstätten nur unzureichend verfolgt.

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