Bauernverband baut ohne Prunk und Protz

 von Ralf Reichert, Hohenloher Zeitung 14.08.2011

Kaus Mugele zitiert Barack Obama: "Yes, we can." Dann schweift sein Blick hinüber auf die andere Straßenseite. Dort hätte die neue Regionalklinik gebaut werden können. Hätte. "Wir Landwirte haben bewiesen, dass wir kreisübergreifend zusammenarbeiten können. Das wäre auch bei anderen Objekten zu wünschen gewesen." Doch die Klinik-Verantwortlichen kamen zu dem Entschluss: "No, we can not." Aber: "Zumindest haben sie Übrigshausen an der B19 für geeignet befunden. Das bestätigt uns, den richtigen Standort gewählt zu haben." Für die neue Geschäftsstelle des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems, der mehr als 6000 Landwirte in drei Kreisen vertritt und berät.

Einheit



Dabei verhehlt der Vorstandsvorsitzende beim ersten Spatenstich am Freitagvormittag keineswegs, dass es normalerweise schwer sei, Landwirte unterschiedlicher Couleur und Herkunft zusammenzubringen. "Wir haben es geschafft, vier ehemals eigenständige Kreisverbände unter einen Hut zu bekommen. Auch wenn es landläufig heißt: Man kann keine drei Bauern unter einen Hut kriegen, wenn man nicht einen oder zwei totschlägt." Hall und Crailsheim, Hohenlohe und Rems-Murr: Sie wurden seit 2002 eine Einheit. Ab Sommer 2012 wird diese nun auch räumlich sichtbar: in der neuen Zentrale.


Die bisherigen Geschäftsstellen in Ilshofen (angemietet) und Öhringen (Verbandseigentum) werden aufgelöst, Backnang bleibt vorerst als Rumpf-Standort auf Sprechtags-Basis erhalten. Von Beginn an war klar: Die neue Geschäftsstelle muss in die Mitte des Verbandsgebiets. "Ein Blick auf die Landkarte zeigt: In der Nähe der A6 und der B19 liegt der optimale Standort", erklärt Mugele. Es habe "Alternativen" gegeben, "am Ende sprach aber alles für diese Fläche" − direkt an der Bundesstraße, nur wenige hundert Meter von der Hohenloher Kreisgrenze und der Autobahn entfernt.


Das Votum der Delegiertenversammlung Mitte November 2010 war eindeutig: Mehr als 90 Prozent stimmten dafür. Die wenigen Abweichler störten sich an der weiteren Anfahrt. Sie kamen vor allem aus Randgebieten wie Bretzfeld. "Seitdem haben wir nichts Negatives mehr gehört", sagt Mugele.


Zurückhaltend, herkömmlich, solide: So soll der Bau wirken. "Wir wollen keinen Prunk und keinen Protz. Wir sind keine Bank und keine Versicherung. Die Baukosten von 1,8 Millionen können wir aus unserem Vermögen finanzieren", so der Vorstandsvorsitzende. Am wichtigsten sei, angespartes Geld mit der Immobilie "dauerhaft zu sichern".


Die Versicherungsberatung des Landesbauernverbands wird zwei Büros mieten, zwei weitere Räume sind noch zu haben. Auch die Fotovoltaikanlage wird zusätzliche Einnahmen bringen. Der Dachstuhl wird aus heimischem Holz gebaut, drei Viertel der Bauaufträge wurden an hiesige Firmen vergeben.


Geschäftsstelle in Zahlen

 

Die neue Zentrale entsteht auf einer Grundfläche von 530 Quadratmetern. Die Nutzfläche beträgt 900 Quadratmeter. Die Büros verteilen sich auf zwei Geschosse, ein größerer Saal für Konferenzen und Veranstaltungen fasst 80 Personen. Auf dem Pultdach, das nach Süden ausgerichtet ist, wird eine Fotovoltaikanlage installiert. Sie liefert 50 000 Kilowattstunden Strom im Jahr, damit können 14 000 Euro erwirtschaftet werden. Die gesamten Baukosten liegen bei 1,8 Millionen Euro. rei  



Bauernverband baut ohne Prunk und Protz

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