Bauerntag 2022: Gemeinsam haben wir viel bewegt – das trägt auch in Zukunft!

Nach mehr als zwei Jahren mit hauptsächlich digitalen Veranstaltungen, fand der Jubiläumsbauerntag 2022 des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems am 3. Juni in Kupferzell statt. Hochrangige Vertreter des Verbandes sowie der Landes- und Kommunalpolitik ehrten die 75 Jahre Arbeit für die Landwirtschaft vor rund 300 Gästen mit Grußworten und Reden. Der Tag ist von Grußworten, Berichten und Festreden – aber auch von persönlichem Austausch geprägt. Zudem konnten sechs neue Lernort-Bauernhofbetriebe feierlich berufen werden. Hier ein ausführlicher Bericht für alle, die nicht dabei sein konnten.  

 

Vorsitzender Jürgen Maurer eröffnet die Jubiläumsveranstaltung: „Ich freue mich sehr, Sie heute hier in der Carl-Julius-Weber-Halle in Kupferzell wieder persönlich begrüßen zu dürfen. Denn wir feiern 75 Jahre Bauernverband für eine nachhaltige, an der realen Zukunft orientierten Gemeinschaft. Wir sind eine berufsständische Vertretung mit Fach- und Sachverstand, nicht laut, dafür aber zielorientiert und mit einem guten Gespür für das Richtige“. Er spricht über die Herausforderungen der letzten zweieinhalb Jahre seit seinem Amtsbeginn und der Umstellung der Arbeit während Corona. „Aber, wie viele andere auch, haben wir durch neue Formate den Kontakt mit Ihnen und zu Ihnen gehalten. Wir haben alle zur Verfügung stehenden Medien und Möglichkeiten genutzt, um die Arbeit des Bauernverbandes so effizient und so transparent wie möglich für die Mitglieder zu gestalten. Die Gespräche mit den Vertretern der Politik, unseren Mitgliedern und den Organisationen, fanden auf Abstand - aber nicht mit Distanz statt. Wer hätte gedacht, dass unser traditioneller und jährlicher ‚Milchgipfel‘ in Gaildorf auch online geht? Schön, dass Sie sich heute die Zeit genommen haben, mit uns den Jubiläumsbauerntag des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems zu feiern“, freut sich Jürgen Maurer.

 

 

 

Landrat Hohenlohe – Kreis Dr. Matthias Neth
Hohenlohe ist Bauernland. Der Landrat des Kreises Hohenlohe, Dr. Matthias Neth, begrüßt - auch stellvertretend für seine Kollegen aus den Kreisen Rems-Murr und Schwäbisch Hall - die rund 300 Gäste in der Carl-Julius-Weber-Halle in Kupferzell sehr gern wieder persönlich. Er nimmt in seinem Grußwort Bezug auf die aktuelle Situation der Preise und der Knappheit und die damit verbundenen Aufgaben für die Bauern. Er stellt sich ganz deutlich auf die Seite der Landwirte als Gestalter der Landschaft, als Ernährer und als aktive Gestalter der Energiewende. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Rolle mit viel Selbstbewusstsein nach außen tragen. Das möchte ich Ihnen als Botschaft mitgeben und wünsche Ihnen viel Erfolg auf den Feldern und im Stall“, so Landrat Neth.   


Staatssekretärin Sabine Kurtz
Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Staatssekretärin Sabine Kurtz überbringt die Grüße aus dem Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und aus Stuttgart. In ihrer Ansprache setzt sie einen Schwerpunkt bei der Bildungsarbeit. „Lebenslanges Lernen ist auch in der Landwirtschaft Standard“, weiß sie und hat deshalb mit vielen Bauernverbänden in Baden-Württemberg Gespräche über die Veränderungen in der Bildungslandschaft geführt. Sie spricht von praxisnaher Ausbildung, an die an den Klimawandel angepassten Lehrpläne und über Bildungs-, Ausbildungs- und Weiterbildungsthemen, die verstärkt auch digital angeboten werden. „Beim Besuch aller Ausbildungsstandorte unseres Bundeslandes habe ich überall einen exzellenten Eindruck erhalten. Besonders gefreut haben mich die vielen jungen Menschen, die sich aufmachen, den elterlichen Betrieb zu übernehmen“, berichtet Staatssekretärin Kurtz. Sie drückt den klaren Willen der Landesregierung aus, die Bildungslandschaft noch stärker zu vernetzen und Kompetenzzentren mit Nähe zu den Höfen, also sinnvoll verteilt im Land, zu etablieren. „Die ALH in Kupferzell haben wir dabei fest im Blick“, verspricht sie. „Wir brauchen exzellente Innovationen, Kreativität und die Lernbereitschaft von ‚Hänschen und Hans‘. Bitte werben Sie dafür und für eine Ausbildung im Agrarbereich. Seien Sie positiv und begeistern Sie. Denn Sie versorgen unser Land. Lassen Sie sich nicht entmutigen, denn wir unterstützen Sie dabei“, fordert Sabine Kurtz als Mitglied des Landtages die Runde der Gäste auf.         

 

 

Vorsitzender Jürgen Maurer
Wir stehen immer auf der Seite unserer Mitglieder – aber wir können die Politik nicht ‚ausschalten‘. Das ist ein Fazit aus den nun folgenden Berichten des Vorsitzenden Jürgen Maurer und des Geschäftsführers Helmut Bleher. „Um den Vorteil einer Gemeinschaft wussten schon unsere Gründer des Bauernverbandes vor 75 Jahren – als einen wichtigen Beweggrund, mit Weitblick eine berufsständige Organisation zu gründen“, betont zu Beginn seines Berichtes Jürgen Maurer.

„Jedes der siebeneinhalb Jahrzehnte hatte besondere Themen und komplexe Aufgaben parat. Themen wie biologische Vielfalt, Tierwohl und die Anforderungen der Gesellschaft sind keine Erfindungen der heutigen Zeit. Die Landwirtschaft denkt in Generationen, also ganzheitlich, und erkennt komplexe Zusammenhänge. Wir wissen, was Nachhaltigkeit, Tierwohl und verantwortungsvolles Bewirtschaften eines Betriebes heißen. Die Landwirtschaft war und ist ein Garant für das Erreichen und den Erhalt unseres Wohlstandes. Wir, die Bäuerinnen und Bauern, haben schon immer mit Veränderungen gelebt und gearbeitet. Flexibilität und ein hohes Maß an persönlichem Einsatz zeichnen unsere familiengeführten Betriebe aus. Für uns ist es unabdingbar, einen Dreiklang zwischen Ökologie, Ökonomie und Ernährungssicherheit umzusetzen. Wir Landwirte sind bereit dazu. Die Politik auch? Das kann ich aktuell leider nicht erkennen“, so die deutlichen Worte von J. Maurer.  

Wenn die Welt eine andere ist, muss die Politik auch eine andere sein, so Außenministerin Baerbock kürzlich. Vorsitzender Maurer provoziert: „Herr Özdemir - haben Sie diesen Satz nicht gehört?“ Er fordert auf: „Machen Sie sich mit uns auf den Weg, eine moderne, integrierte, an wirtschaftlichen Grundsätzen ausgerichtete Landwirtschaft zu bauen. Umwelt und Produktion lassen sich vereinen, ebenso wie Tierhaltung, Tierwohl und Tierschutz. Kommen Sie bitte endlich in der Realität an“, so Maurer in Richtung Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir. Er fordert auch die Vertreter von Umwelt- und Naturschutzverbänden sowie Tierschutzorganisationen auf, Ihren Beitrag zu leisten. Meint: Die Rahmenbedingungen und Gesetze so zu gestalten, dass eine realistische, wirtschaftliche und an den Grundsätzen der Nachhaltigkeit orientierte Landwirtschaft eine Zukunft hat. Als Beispiele nennt er den integrierten nachhaltigen Pflanzenbau, die Gewährleistung der Ernährungssicherheit und einen menschlicheren Umgang mit den Landwirtsfamilien und ihren Betrieben. „Wir jedenfalls sind am gemeinsamen Erarbeiten von Lösungen, die uns allen eine Zukunft ermöglichen, interessiert. Weil die Landwirtschaft ein wesentlicher Teil unserer vielschichtigen Gesellschaft ist. Wir sind überzeugt: Nur gemeinsam können wir Dinge gestalten, bewegen und verändern. Der Bauernverband ist und bleibt die Interessenvertretung der landwirtschaftlichen Betriebe. Bitte unterstützen Sie auch weiterhin unsere starke Gemeinschaft“, endet Vorsitzender Jürgen Maurer seine Aufforderung in die Runde und darüber hinaus.

 

 


Geschäftsführer Helmut Bleher

Weil wir helfen können... Mit dieser Aussage beginnt der Geschäftsführer des Bauernverbandes Helmut Bleher seinen Bericht. Er fragt: „Was macht uns und 75 Jahre Bauernverbandsarbeit - zwischen Schurwald und Rothenburger Landwehr, Langenbeutingen und Fichtenau - aus? Was hat uns geprägt? Was treibt uns an?“ Antworten dazu finden sich auch in der neuen Festbroschüre „Einblicke – Ausblicke – Landblicke“, die eine moderne und lebendige Landwirtschaft im Verbandsgebiet zeigt. Positiv und mutig, kreativ und bodenständig – so zeigen sich nicht nur die landwirtschaftlichen Betriebe, sondern auch die Mitglieder des Vorstandes und die Fachleute in der Geschäftsstelle. „Weil wir so viel helfen können! Das ist für mich die Botschaft, die Kernkompetenz unserer Geschäftsstellentätigkeit“, so Bleher. Das hat für ihn auch damit zu tun, dass über die Jahre gut belastbare Netzwerke, wie die in die Landwirtschaftliche Sozialversicherung, in die Landratsämter und in die Finanzämter, gewachsen sind. Er sieht den Bauernverband und die Geschäftsstelle in Übrigshausen als ‚gutes Scharnier‘ zu den Ämtern und zu den Gemeindeverwaltungen. „Manchmal muss es auch knirschen, damit sich was dreht. Aber im großen Ganzen kommen wir sehr gut mit allen klar“, so Bleher deutlich. „Und damit das auch ganz klar gesagt ist: Wir stehen immer auf der Seite unserer Bauern und Mitglieder. Wir können bestehende Gesetze aber nicht einfach abschaffen“ ergänzt er.

 

Dank an die Mitarbeiter und an die Ehrenamtlichen. „Wir sind Ansprechpartner – auch in schwierigen Situationen. In uns haben die Bauern Menschen, die mitleiden, die sich aber auch mitfreuen, wenn der Stall doch noch eingeweiht werden kann. Ich möchte heute stellvertretend denen, die aktuell für die Bauern arbeiten, Danke sagen. Auch allen aus den letzten Jahrzehnten: Ohne ihren Einsatz, Begeisterung, Herzblut und Identifikation mit unseren Bauernfamilien gäbe es den Verband nicht. Dann müsste man ihn aber erfinden! Denn ich finde, nach 34 Jahren eigener Verbundenheit mit dem Verband und nach 75 Jahren Bauernverband in der Region: Es lohnt sich, dass wir diese schlagkräftige und vielseitige Organisation bewahren, weiter ausbauen und unseren Bauern damit eine selbstgeschaffene, große Unterstützung anbieten. Packen wir`s an und gehen fröhlich und zuversichtlich gemeinsam auf die 100 zu!“, schließt Geschäftsführer Helmut Bleher.

 


Präsident Joachim Rukwied

Eine stabile Säule des Landesbauernverbandes. Für den Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied ist es selbstverständlich, „wenn unser mitgliedsstärkster Verband 75 Jahre alt wird, möchte ich einfach dabei sein“, sagt er zur Begrüßung. Er honoriert die erfolgreiche Arbeit der berufsständischen Vertretung, die Tatkraft und das politische Fingerspitzengefühl in den letzten siebeneinhalb Jahrzehnten. Für den Titel seines Festvortrages ‚Zeitenwende‘ beschreibt er von Beginn an das Spannungsfeld, in dem die Landwirtschaft aktuell agiert. Zwischen Ernährungssicherheit und Klimaschutz, zwischen Preisexplosionen und Tierschutz – spricht er von mehr als einem Struktur-Wandel. Er bezeichnet es ganz deutlich als einen Bruch: „Was wir jetzt erleben, ist ein Struktur-Bruch“, sagt er. Für ihn ist klar, dass regionale Produkte zu stärken sind und dass das auch honoriert werden muss. „Dafür brauchen wir Planungssicherheit. Jetzt ist die Politik in der Pflicht. Jetzt muss man es auf den Weg bringen – ansonsten droht die Verlagerung“. Damit meint er die Verlagerung der landwirtschaftlichen Produktion ins Ausland. Er führt Frankreich als gutes Beispiel an, die Ernährungssicherheit in Qualität und Quantität im eigenen Land zu halten. „Wir sehen: Putin benutzt den Weizen als Waffe. Wir müssen uns dagegen wehren“, sagt Präsident Rukwied. „Wir wollen den Weg so beschreiten, dass neben einer auskömmlichen Bewirtschaftung unserer Höfe auch der Klimawandel gebremst und die Artenvielfalt optimal unterstützt werden“, so Rukwied weiter. In dem Zusammenhang kritisiert er, selbst ein Landwirt, die oft vorhandene praktische Unkenntnis der verantwortlichen politischen Entscheider in Brüssel und auf Bundesebene. Er ruft zu ehrlich gelebter Nachhaltigkeit und nicht zu ‚Mogelpackungen‘ auf. Er wird deutlich, will wachrütteln und legt den Finger in die Stellen, die die anwesenden Landwirte und Landwirtinnen bewegen. Er bezeichnet es selbst als ‚Ritt‘ durch die brennenden Themen der Gegenwart.   

 

Präsident Rukwied glaubt an die Zukunft der Landwirtschaft. Perspektivisch sagt er: „Ich glaube an die Zukunft unserer Betriebe. Weil wir in einer Region leben, die für die Landwirtschaft prädestiniert ist. Eine Region, die gute Böden und ein passendes Klima, die junge und erfahrene Fachleute hat. Dazu noch viel Kaufkraft. Unsere Chance liegt aber nicht im Massenmarkt, sondern in der Qualität, der Regionalität und der Saisonalität. Dafür brauchen wir jedoch Spielräume von der Politik – und dafür engagieren wir uns täglich“, verspricht Präsident Joachim Rukwied den rund 300 Zuhörern auf dem Bauerntag 2022 in Kupferzell. 

 

 
Thomas Wenzel als stellvertretender Vorsitzender

Danke für die konstruktive Zusammenarbeit. „11833 - Hier werden Sie geholfen. So könnte man die Arbeit des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe - Rems überschreiben“, sagt der Schlussredner des Bauerntages, Thomas Wenzel, als stellvertretender Vorsitzender für den Kreis Hohenlohe. Er lobt die Arbeit mit den kurzen Worten: Tolle Geschäftsstelle, tolles Team, tolle Öffentlichkeitsarbeit. „Vorsitzender Jürgen Maurer hat bewiesen, dass er ein guter Teamplayer ist, der bedacht und zielorientiert, diplomatisch und ausdauernd arbeitet“, honoriert sein smarter Stellvertreter. Er freut sich über die konstruktive Zusammenarbeit im Gesamtvorstand, welcher kräftig verjüngt und weiblicher wurde. „Zusammen mit den ‚alten Hasen‘ können wir stolz auf unsere zukunftsorientierte Truppe sein“, sagt Wenzel. Er dankt Geschäftsführer Helmut Bleher, der mit seinem Team gute Arbeit leistet und wo man bei einer Bitte eigentlich nur hört - „Ja, das kann ich noch machen.“ Thomas Wenzel schließt den Bauerntag 2022 in Kupferzell mit dem Gedanken, dass die Landwirtschaft mindestens so stark wie viele andere Branchen in Bewegung ist und sich so stark wie selten weiterentwickelt. Und er schließt mit den Worten: „Wir nehmen unseren Grundauftrag der Versorgung der Bevölkerung mit hochwertigen Lebensmitteln sehr ernst und darauf können wir alle stolz sein!“     

 

 

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