Bauerntag 2010 in Sulzbach an der Murr: Der Landwirt als Unternehmer - Reizwort, Utopie oder Realität ?

Der Bauerntag des Bauernverbands Schwäbisch Hall - Hohenlohe - Rems eV in Sulzbach - Murr am 26. Februar 2010 stand ganz im Zeichen der unternehmerischen Landwirtschaft.

Bauernverbandspräsident Werner Schwarz aus Schleswig Holstein fordert  eine Agrarpolitik, die „uns wieder mehr als Unternehmer im ländlichen Raum agieren lässt."

 

Der Redner aus dem hohen Norden wartete beim Bauerntag des Bauernverbandes Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems mit einer provokante These auf „Wer gut ist und sich etwas zutraut, der erzeugt in zehn Jahren nicht weniger, sondern mehr! Weil der Markt es braucht."  Für die Landwirte sieht Schwarz allerbeste Chancen, sich weltweit mit ihren Produkten zu etablieren. Er forderte seine Berufskollegen deshalb auf, sich weder vom Gedanken an einen freien Markt noch von dessen Dynamik schrecken zu lassen. Der Markt sei dynamisch und immer im Ungleichgewicht. Dadurch würde sich auch auf gesättigten Märkten wie dem deutschen Lebensmittelmarkt immer wieder die Möglichkeit eröffnen, Marktanteile zu erobern.

 

Der Landwirt als Unternehmer: Utopie, Reizwort oder Realität? So war der Vortrag des Bauernpräsidenten am Freitag vergangener Woche überschrieben. „Wer soll sich dem Markt stellen, wenn nicht der Unternehmer," ist für Schwarz klar.

 

In der Diskussion mit dem BDM gehe aber das Verständnis über das, was Markt ist, völlig auseinander. Zwischen dem, was der Verbraucher und der Erzeuger unter einem fairen Preis versteht, klaffe eine große Lücke. Der Markt, der keine Lücke kenne, schließt sie über den Marktpreis. „Der einzig wirklich fairen Lösung", wie Schwarz sagte. Ausdrücklich betont er, dass dieser Preis nichts über den Wert eines Produktes aussagt, sondern lediglich den momentanen Handelswert beziffert, unabhängig von den Herstellungskosten. Nur dafür sei der Preis da. Ist der Preis niedrig, sorge das unter den Betroffenen verständlicherweise für Aufruhr. Aber Schwarz bleibt dabei: Schuld hat nicht der Preis. Wer dies begreift, habe viel vom Wesen des Marktes verstanden.

 

Der Markt tut auch weh

Als Schweinehalter weiß der Bauernpräsident aber auch, dass „der Markt ganz schön weh tun kann". Doch er warnte davor, diesem Schmerz auszuweichen. „Gewinnen wird, wer sich vom Markt auf Wettbewerbsfähigkeit schleifen lässt." Der Markt sei allemal verlässlicher als jede Politik. Dass die Landwirtschaft sich auf lange Sicht doch relativ unabhängig von politischen Entscheidungen entwickelt, werde am Beispiel der deutschen Schweinehaltung deutlich. Die Zahl der Schweinehalter hat sich aber in zehn Jahren halbiert. „Auch das gehört zur Wahrheit, die wir aussprechen müssen," räumt Schwarz ein.

 

Für Werner Schwarz ist es in Wirklichkeit kein Widerspruch, „wenn wir den Weg in den Markt gehen und trotzdem an den Direktzahlungen festhalten wollen". Denn die Direktzahlungen würden heute nicht mehr als Ausgleich für staatlich verordnete Preissenkungen dienen. Vielmehr übernehmen sie die Aufgabe eines „Kostenkillers" für Auflagen aus Brüssel oder der Bundes- und Landesregierungen.

 

Außerdem sollen die Direktzahlungen auch in Zukunft dem Einkommensausgleich und damit einer Mindestabsicherung am Markt dienen. Schwarz hält es daher für richtig, weiterhin klar zwischen einer möglichst starken Ersten und der Zweiter Säule zu trennen.  


 Gelungener Start

 

Den Start des seit 2009 bestehenden Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems bezeichnete Vorsitzender Klaus Mugele als gut gelungen. „Nach unserem Selbstverständnis sind wir ein Unternehmerverband.Damit wir von Politik und Verwaltung ernst genommen werden, muss Verlässlichkeit gelten. Ein hohes Gut, das wir keinesfalls verspielen dürfen", warnte der Vorsitzende. In der Diskussion um die künftige EU-Agrarpolitik gelte es, die Devise zu verteidigen: Öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen. „Immer mehr Leistung für das Gleiche oder gar immer weniger Geld, diese Rechnung geht garantiert nicht auf", betonte Mugele in seiner klaren Ansage an die Bundes- und Europapolitik. Es sei auch nicht damit zu rechnen, dass irgendeine politische Ebene dafür sorgt, dass ein höherer Arbeitsaufwand über höhere Erzeugerpreise abgegolten wird. Aus diesem Grund lasse der Bauernverband nicht nach, die Honorierung der Leistungen der Landwirte einzufordern. „Deshalb ist auch die Zweite Säule so wichtig", erklärte Mugele.

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