Bauern stehen zum Tierwohl - sofern es praxistaugliche Lösungen gibt

Hohenloher Bauernverband mit starker Abordnung beim Deutschen Veredlungstag in Landshut

 

„Es macht keinen Sinn, mit Schnellschüssen populistisch mehr Tierwohl zu fordern um dann zu erkennen, dass das Gegenteil erreicht wird“ so das Resumee des Vorsitzenden Klaus Mugele nach einer intensiven Diskussion beim Deutschen Veredlungstag in Essenbach bei Landshut. Der Bauernverband aus Hohenlohe war mit einer 30 köpfigen Abordnung stark vertreten.

 

 

Landwirtschaftliche „Veredlung“  ist der Fachbegriff für die Nutzung von Getreide und Ackerfutter in der Tierhaltung: Pflanzen werden über den Tiermagen zu höherwertigen Lebensmitteln wie Fleisch, Milch, Eiern „veredelt“. Wie dies in Zukunft in einer Gesellschaft mit sich wandelnden Wertvorstellungen erfolgen kann, war Diskussionsthema beim Deutschen Veredlungstag bei Landshut.

 

Festzustellen ist, dass eine sehr große Bereitschaft der Landwirtschaft besteht, die Ställe über die gesetzlichen Anforderungen hinaus tierfreundlicher zu gestalten. Aber auch in Hohenlohe sind aufgrund des begrenzten Finanztopfs nur knapp 40 % der interessierten Betriebe bei der Initiative Tierwohl des deutschen Lebensmitteleinzelhandels  zum Zuge gekommen. Diese gleicht über ein Umlagesystem Mehraufwendungen aus. Bauern erhalten Geld, wenn sie ihre Ställe über die Gesetzesnorm hinaus tierfreundlicher gestalten.

 

Der Einzelhandel und Tierschutzgruppen preschen aber jetzt vor und verlangen die Abschaffung der sogenannten kurativen Eingriffe. Bei der Schweinehaltung handelt es sich dabei um die Kastration der Ferkel und das Kupieren der Schwänze. Die Landwirtschaft ist grundsätzlich bereit, diese offensichtlich als Problem erkannten Bereiche anzugehen. Leider gibt es aber – unabhängig von allen Haltungsformen – bisher keine Lösungen.  Ohne Alternativen führen Verbote aber genau zum Gegenteil.

 

Männlichen Ferkeln werden bisher unter Einsatz von Schmerzmitteln mit einem kleinen Eingriff die Hoden entfernt um den mit beginnender Geschlechtsreife entstehenden unangenehmen Ebergeruch im Fleisch zu vermeiden.  Rangkämpfe mit erheblichen Verletzungen werden dadurch ebenfalls vermieden. Wenn dies nicht mehr möglich ist, können die Tiere nur getrennt geschlechtlich gehalten werden, was nur in sehr großen Beständen möglich ist. Dies führt dazu zu einem größeren Anteil genussuntauglichen Fleisches und zu Bisswunden bei den Tieren.  Die kleinen süddeutschen Betriebe können dem nichts entgegensetzen. Werden Schwänze nicht nach der Geburt durch einen geringen Eingriff kupiert, beginnen die Schweine mit Schwanzbeißen, da die Schwanzenden gefühllos sind. Dies führt in der Folge zu bösen Wunden und Entzündungen und damit zu langem Leiden.

 

„Mir blutet das Herz, wenn ich in meinem Stall Tiere sehen muss , die durch falsch verstandene Tierwohlvorgaben  leiden müssen“ ,so ein Teilnehmer der Tagung.

 

Der Bauernverband Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems e.V. wird sich in den nächsten Monaten intensiv mit der gesellschaftlichen Forderung nach Verbesserung der Tierhaltung befassen.  Dazu konnte als Experte Herr Prof. Dr. Harald Grethe von der Uni Hohenheim als Mitverfasser des Gutachtens „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“  gewonnen werden.

 

Die Diskussion ist sehr schwierig. Insbesondere die seit längerem extrem schlechte Preissituation vor allem bei Schweinen und Ferkeln lässt keine zusätzlichen Kosten durch neue Auflagen gegenüber den Mitbewerbern in anderen Regionen zu. 

 

„Wer will, dass sich Tierhaltungsstandards erhöhen, der muss erklären, wie dies finanziert werden soll – der Markt folgt dem günstigeren Anbieter. Höhere Preise sind dort  nur sehr bedingt umsetzbar. Markenfleischprogramme mit höheren Standards treffen nur auf eine begrenzte Nachfrage bei wenigen Verbrauchern“, so der Vorsitzende Klaus Mugele.  „Damit können solche Modelle auch nur wenigen Betrieben gute Chancen bieten -  einseitige generelle Auflagen in Deutschland führen aber aufgrund der höheren Kosten in der jetzigen Situation zu einem dramatischen Strukturwandel hin zu sehr großen Ställen. Diese stehen garantiert nicht in Hohenlohe“ , so die zusammenfassende Erkenntnis.  

 

Geschäftsführer Bleher: „ Es nützt ja niemandem, wenn unsere kleinen Betriebe durch unerfüllbare Auflagen kaputtgemacht werden und das Schweinefleisch anschließend mit deutlich schlechteren Tierschutzstandards aus dem fernen Ausland kommt. Denn, soviel zeigen alle Statistiken:  Der Fleischkonsum nimmt welt- und europaweit nicht ab, eher zu – gleichgültig, ob nun in Hohenlohe Schweine produziert werden oder nicht.“

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