Zuckerrübenernte im Verbandsgebiet 2020

“Die Bedingungen für die Ernte der Zuckerrüben, welche hier in Schwäbisch Hall und Hohenlohe am 3. und 4. Oktober begann, sind generell gut. Es hat rechtzeitig geregnet, was den Boden für die Rodetechnik entsprechend gut vorbereitet hat”, erklärt der Vorsitzende des Bauernverbandes auf eine aktuelle Anfrage der Presse. 

Die Erträge bei der Zuckerrübenernte in der Region liegen jedoch weit unter den durchschnittlichen Werten der letzten fünf Jahre. Sie schwanken in 2020 zwischen nur 45 und 75 Tonnen pro Hektar. Normale, durchschnittliche Erträge wären 65 bis 90 Tonnen. Das hat zwei Gründe: einmal die Trockenheit der letzten Monate. Diese hat einen direkten Einfluß auf die Ertragsmenge. Zum anderen Blattkrankheiten wie SBR (Syndrome Basses Richesses). Das ist eine neue, durch Zikaden übertragbare Krankheit, die sich von Frankreich aus in deutsche Rübenanbaugebiete ausbreitet. Bei Befall vergilben alte Blätter zwischen den Blattadern. Im Neuaustrieb zeigen sich wenige, verkleinerte und schmale Blätter. Das schmälert den Zuckergehalt der Rüben, da die Leistung der Fotosythese der Pflanze damit zurückgeht. Sie kann einfach nicht mehr genügend Zucker in der Rübenfrucht einlagern. Damit sinkt der Wert der Rüben und schlussendlich der erzielbare Preis für die Landwirte. Ein üblicher Schutz dagegen war die Beizung mit Neonicotinoiden (hochwirksame Wirkstoffe, die das Samenkorn wie ein Dragee umhüllen), welche in Deutschland seit zwei Jahren nicht mehr erlaubt ist. Hier wurde gleich mit der Aussaat das Rübenkorn geschützt. Alternativen sind Flächenspritzungen mit Insektiziden. Diese erfordern höhere Wirkstoffmengen, sind weniger effektiv und sehr abhängig vom Wetter. Deshalb in Summe weniger wirksam.

 

 

 

Die Zuckerrüben-Kampagne 2020. Die jährliche Ernte der Zuckerrüben, von den Landwirten “Kampagne” genannt, geht diese Jahr über genau 84 Tage und endet regulär kurz vor der Weihnachtszeit. Sie wird für die Anbauer von Zuckerrüben von der LMZ (Landwirtschaftliche Maschinengemeinschaft Zuckerrübenanbauer) in Schönenberg / Untermünkheim für das regionale Gesamteinzugsgebiet genau getaktet. Über Proberodungen vom Frühsommer bis Mitte September wird alles exakt berechnet. Jeder landwirtschaftliche Zuckerrübenanbauer weiß dadurch, wann er welche Menge von seiner seiner Rübenernte liefern kann. Darüber gibt es Verträge mit der Firma “Südzucker” in Offenau bei Heilbronn. Dadurch kann der Anbau und die Ernte von allen Seiten – Landwirt, LMZ, Lohnunternehmen und verarbeitende Industrie, wie der Zuckerfabrik – in enger Zusammenarbeit genau geplant und organisiert werden. Die Ernte der Bio-Zuckerrüber wurde übrigens bereits vor dem Start der konventionellen Rüben-Kampagne abgeschlossen, damit es keine Vermischungen gibt.

 

 

 

2017 wurde die europäische Zuckermarktordnung geändert. “Diese bewirkt für uns Landwirte, dass wir zusätzlich zu den hiesigen starken Anbaueinschränkungen nun im weltweiten Wettbewerb, zum Beispiel mit Ländern Südamerikas oder Asiens, stehen”, erläutert Maurer. “Abnahmemengen und Anbauquoten waren bis vor drei Jahren festgelegt”, so der Landwirt weiter. Neue Anbieter und Produkte, wie Rohrzucker, drängen seither auf den Markt. Dass die Abnahmepreise für Rüben anbauende Landwirte dadurch nicht steigen, liegt auf der Hand. Zu den Anbaueinschränkungen in Deutschland gehört auch, dass sich die Erträge durch erweiterte Fruchtfolgen reduzieren. Was heißt das? “Zuckerrüben sollten nur alle drei, besser alle vier bis fünf, Jahre in Folge auf der gleichen Fläche angebaut werden. Denn sie vertragen sich quasi nicht mit sich selbst”, so Jürgen Maurer. “Durch die wegfallenden Pflanzenschutzmittel müssen wir die Fruchtfolge noch weiter gestalten, um verstärkt Krankheiten einzudämmen. Wir werden zukünftig deshalb weniger Zuckerrüben ernten. Unsere Erträge und die Attraktivität des regionalen Zuckerrübenanbaues für landwirtschaftliche Betriebe sinken”, erklärt der Vorsitzende des Bauernverbandes. 

 

“Süßes Statement” vom Vorsitzenden Jürgen Maurer. Er verweist auf die Rolle der Zuckerrüben für die Produktion von Zucker als Lebensmittel. Der Anbau macht 15 bis 20% der Ackerfrüchte im Verbandsgebiet aus. “Zucker ist ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Stellen Sie sich ein Leben ohne Zucker, also beispielsweise ohne Schokolade und Kuchen vor", sagt er stellvertretend für viele Naschkatzen. 

 

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