Flächenstilllegung passt nicht in die Zeit

Sondersitzung des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems zur aktuellen Lage. Das Spannungsfeld zwischen zu erwartenden Engpässen bei der Getreideversorgung aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage und dem gesellschaftlich gewünschten ökologischen Umbau der Landwirtschaft war brisantes Thema der kurzfristig einberufenen Sondersitzung des Gesamtvorstandes des Bauernverbands am 17. März 2022.

Der Vorsitzende des Bauernverbandes Schwäbisch Hall Hohenlohe Rems, Jürgen Maurer, sieht dramatische Auswirkungen der aktuellen Situation auf die Landwirtschaft und für die Versorgungssicherheit der Menschen in Deutschland. „Momentan sieht es so aus, dass wir keine Düngemittel mehr kaufen können“, so Maurer. „Dies wird dazu führen, dass im Herbst Ernteeinbußen höchstwahrscheinlich sind“.

 

Die Politik, so ist sich der Vorsitzende sicher, muss Verantwortung übernehmen und Prioritäten überdenken. „Klimaschutz, Biodiversität und gleichwertig die Ernährungssicherheit müssen ganzheitlich gedacht werden. Deshalb ist alles möglich zu machen, was dazu beiträgt, die Lebensmittelerzeugung bei uns zu halten“,  In der Kritik der Bauern steht eine undifferenzierte Pflicht, ab 2023  4% der Ackerfläche aus der Produktion zu nehmen. Auch die Ziele von 30 % Ökolandwirtschaft als Pauschalansatz sollten hinterfragt werden. „Können wir es uns angesichts der veränderten Welt mit teurer werdenden Produkten allen Ernstes leisten, dass wir nur noch die Hälfte ernten?“, fragt sich Maurer. „Gebietet es nicht die Nachhaltigkeit und unsere humane Verantwortung, auch für die Menschen in den Ländern, wo Lebensmittel den größten Teil des Einkommens beanspruchen, die Produktion in unserer Gunstlage sicherzustellen?“

 

Der Gesamtvorstand des Bauernverbands kommt zum Ergebnis, dass analog zum Sinneswandel der Bundesregierung zur Sicherheits- und Energiepolitik, auch die Ernährungssicherheit der Bevölkerung neu gedacht werden muss. Trotzdem stehe man uneingeschränkt als Problemlöser für wichtige Fragen des Klimawandels und der Biodiversität bereit. Dabei sollten fachlich problematische Beschlüsse auf den Prüfstand. Man verweist auf die Entstehungsgeschichte der neuen Stilllegungsverpflichtung: „Da werden politische Pakete hin- und hergeschoben, um Kompromisse zu erreichen. Eine Folgenabschätzung findet kaum statt“. Die Vertreter des Bauernverbandes plädieren dafür, regionale Kreisläufe zu stärken und gemeinsam mit den Bauern nach Lösungen zu suchen, um die Versorgungssicherheit mit einheimischen Lebensmitteln zu sichern und gleichzeitig die gesellschaftlichen Ziele zu erfüllen. 

 

Heimische Landwirtschaft ist ökologisch nachhaltiger und sinnvoller, als Überseeprodukte mit enormem Treibstoffaufwand ‚um die halbe Welt‘ zu transportieren. Der Selbstversorgungsgrad liegt in Baden-Württemberg in fast allen Produktbereichen deutlich unter 100 % - bei Obst, Gemüse und Fleisch sogar eher in Richtung 50 %. „Wir wünschten, dass die Bevölkerung versteht, welch wertvollen Beitrag die heimische Landwirtschaft zu einem Leben ohne Sorge vor Hunger und Existenzverlust erbringt“, so Vorsitzender Jürgen Maurer. Er fordert die Politik auf, sich schnellstmöglich mit der Sachlage zu beschäftigen und fachlich zweifelhafte Reglementierungen, wie zum Beispiel die Verpflichtung zur Stilllegung, wieder zurückzunehmen.

 

 

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