Automatisierung mit Hand und Herz in der Milchproduktion.

Hof Kiess. Belterroth - Kupferzell

Zuverlässig jeden zweiten Morgen bis zu 10000 Liter Milch liefern? Milchbauer Christian Kiess aus Kupferzell-Beltersrot im Hohenlohekreis bestätigt: Alle halten die zur Zeit gesonderten Schutzmaßnahmen ein, um die Transportkette nicht zu gefährden. Seine 200 „Mitarbeiterinnen“ arbeiten dafür in Gleitzeit, seine Melkroboter rund um die Uhr. Er wünscht sich, dass Verbraucher die regionalen Milchprodukte kaufen.

„Hier geht viel automatisch. Die Türen sind elektrisch gesichert, der Fahrer der Molkerei hat einen PIN-Code. An den Tank gehe nur der Chef mit desinfizierten Händen und Handschuhen“, damit meint Christian Kiess sich selbst. Er ist Inhaber und Leiter des erweiterten Familienbetriebes für Milchwirtschaft in Beltersrot. Alle halten die zur Zeit gesonderten Schutzmaßnahmen ein, um die Transportkette nicht zu gefährden. Bald werden es 200 Kühe sein, die Landwirt Kiess liebevoll seine Mitarbeiterinnen nennt. „Sie arbeiten alle in Gleitzeit und liefern zusammen zwischen 4500 und 5000 Liter Milch jeden Tag. Sie können zum Melkroboter kommen, wann sie wollen. Nur wenn sie sich arg verspäten, schaue ich, wo sie bleiben“. Die drei Roboter laufen 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr – also rund um die Uhr. Der Ausbau des Hofes, die Investition in neue Gebäude und Robotertechnik haben neben großen finanziellen Verpflichtungen auch Veränderungen für das Leben der Landwirtsfamilie gebracht. Es bringt dem Landwirt mehr zeitliche Flexibilität, was bei einem 7-Tage-Job sehr wichtig ist, damit die Familie nicht zu kurz kommt.

 

Die Tiere arbeiten ganz in ihrem eigenen Biorhythmus. Diejenigen, die nichts miteinander zu tun haben wollen, gehen sich aus dem Weg. Platz ist genug. Durch einen Computer am Halsband erhält der Milchbauer alle Daten rechtzeitig. Mithilfe der Technik und der erfassten Daten, beispielsweise zur Zusammensetzung der Milch, der Temperatur und Melkfrequenz, erkennt er eventuelle Krankheiten noch bevor die ersten Symptome auftreten. So kann man nach den Tieren zuerst schauen, die besondere Zuwendung benötigen, und das macht Christian Kiess auch: „Von 4 – bis 14 Stunden am Tag. Ich kenne jedes Tier in- und auswendig“. Er vergleicht sie mit Hochleistungssportlern, die perfekte Ernährung, Pflege und Zuwendung brauchen. „Nur wenn sie sich rundum wohlfühlen an ihrem Arbeitsplatz, gibt jede von ihnen 10000 Liter Milch pro Jahr. Geht es ihnen gut, geht es auch meinem Hof gut.“ Seine fleißigen Milchkühe sorgen zudem selbst für Nachwuchs: das sind rund 250 Kälber im Jahr. 70 der weiblichen Tiere bleiben auf dem Hof zur Nachzucht, die anderen und die männlichen Kälber werden nach 4-6 Wochen als Zuchttiere verkauft.

 

„Es ist mir wichtig, so ökologisch und ökonomisch wie möglich zu wirtschaften.“ Ackerbau, hauptsächlich zur eigenen Futtergewinnung, ergänzt den Hof mit dem Fleckvieh. „Ob Futter oder Ackerbau – ich mache in Punkto Pflanzenschutz und Düngung nur, was wirklich nötig ist. Deshalb wünsche ich mir eine sachliche und wissenschaftlich geführte Diskussion mit den Landwirten. Keine emotionale“, betont Landwirt Kiess. Aktuell sieht er das Problem, dass neue Verordnungen die vor kurzem verabschiedeten Verordnungen wieder außer Kraft setzen. Ohne zu wissen, ob und wie diese hätten wirken können. Wissen basiertes Handeln geht anders.

 

Er gewährleistet die Stoffkreisläufe auf seinem Hof, wie viele seiner Kollegen. Er baut auf 120 Hektar Mais, Gras, Ackerfutter und Getreide für seine Tiere an. Christian Kiess wünscht sich, dass Verbrauchern - zum Beispiel von Milch, Butter und Käse - bewusst ist, welchen Wert regionale Lebensmittel und deren Erzeuger, die Bauern, haben. „Jeder Verbraucher entscheidet selbst, welches Nahrungsmittel und Produkt er kauft. Dadurch kann er steuern, ob er regionale Landwirtschaft haben will oder nicht.“ Das sind seiner Meinung nach bewusste Entscheidungen, da geht nichts automatisch. Das ist persönliche Zuwendung mit Herz und Hand.

 

 

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