Unser Vorsitzender Jürgen Maurer ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesbauernverbandes LBV gewählt

Fragen und Antworten aus einem Interview im Nachgang der Wahl, was das für seine Arbeit und insbesondere für die Landwirtsfamilien im Verbandsgebiet Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems heißt. Aus einem Gespräch mit Dagmar Alberti  

Was ist für Sie die derzeit größte Herausforderung in der Landwirtschaft und wo sehen Sie Ansätze Ihrer Arbeit auf Landesebene? Als Vorsitzender des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems weiß ich, dass es nicht selbstverständlich ist, in das Gremium des Landesbauernverbandes LBV gewählt zu werden. Ich bin allen Unterstützern sehr dankbar und mir der Verantwortung als stellvertretender Vorsitzender unseres Präsidenten Joachim Rukwied sehr bewusst. Ich freue mich auf eine konstruktive Zusammenarbeit mit meinen beiden neu gewählten Mitstreitern. Natürlich sehe ich mich als Vertreter des gesamten Landesbauernverbandes. Ich möchte aber auch, dass meine Heimatregion Nord-Württemberg Gehör findet. Als größte Herausforderung für uns Landwirte und unseren Berufsstand sehe ich aktuell, dass wir die souveräne und sichere Versorgung der Bevölkerung mit den Anforderungen der Biodiversität und denen des Tierwohles in Einklang bringen. Sprich: Alle werden satt und haben eine gute Auswahl von hochwertigen Lebensmitteln zur Verfügung, die so umweltschonend und tierfreundlich wie möglich hergestellt wurden.



Welche Möglichkeiten der politischen Einflussnahme sehen Sie durch Ihre Arbeit? Wichtig zu erinnern ist aus meiner Sicht: Wir sind ein Verband, eine berufliche Interessensvertretung – die der Bauern. In der Politik arbeiten gewählte Volksvertreter. Als Verband sehen wir uns als Mittler zwischen der Landwirtschaft und der Politik. Wir bündeln die Anliegen der Bauern, wir führen politische Gespräche. Wir sammeln die Themen und arbeiten sie für politische Entscheidungen auf. Dafür gibt es sogenannte Anhörungen in den Fachausschüssen, wie den Fachausschuss Pflanzenbau, dem ich vorstehe oder Fachgruppen, wie die Fachgruppe Umwelt, der ich auch angehöre. Wir bringen unsere Vorschläge konstruktiv ein, aber es bleiben quasi Wünsche, um es deutlich zu sagen. Wir tun alles dafür, dass unsere Expertise Gehör findet und genügend Gewicht hat, um politische Entscheidungen auf fachlich fundierte Füße zu stellen. Ganz ehrlich gesagt, finden wir das in neuen Gesetzgebungen, wie in der neuen Agrarreform, nicht immer wieder und wir selbst können keine Gesetze beschließen, eben ‚nur‘ fachlich möglichst klar und begründet Rat geben. Genau dafür trete ich an.



Wie ordnen sie die derzeit rückläufigen Umsätze in höheren Preissegmenten von Lebensmitteln ein? In einer für viele Menschen finanziell schwierigen Zeit, ist es ganz klar, dass jeder schaut, wo er sparen kann. Die Verbraucher haben einfach weniger Geld. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass – mit Blick auf die Situation im Ausland - in Deutschland gleichwertige Produktionsbedingungen für hochwertige Lebensmittel bestehen. Damit meine ich: Vergleichbar fair hergestellt und vergleichbar fair entlohnt. Denn nur dann haben die Menschen die Gewissheit, dass sie gute Lebensmittel auf dem Tisch haben und dass die Landwirte dafür anständig bezahlt wurden. Egal woher sie kommen. Das ist aktuell ganz klar nicht der Fall. Die Bedingungen und die Qualität der Herstellung, die gesunden Inhaltsstoffe und der Geschmack sind international sehr unterschiedlich – so eben auch der Preis. Am Warenregal und beim Kauf muss man als Laie schon sehr genau hinschauen, um diesen Zusammenhang zu erkennen. Genau deshalb reden wir immer wieder deutlich darüber!   

 

Was folgt aus Ihrer Sicht daraus für die Höfe der Region, um angemessen hohe Erträge zu erwirtschaften? Es beschäftigt mich als Landwirt und als Verantwortlicher im Bauernverband schon sehr, dass die Gesellschaft zum einen nach hochwertigen Lebensmitteln ruft und zum anderen ganz offensichtlich, und genau das zeigt der obige aktuelle Trend, nicht bereit ist, dafür zu zahlen. Die Menschen entscheiden sich, zumindest in großem Durchschnitt durch die deutsche Bevölkerung, an der Ladentheke für das günstigere Produkt. Ich kann meinen Kollegen nur raten, sich in Marketing und Selbstdarstellung zu üben, um ihre eigenen Marktzugänge zu bekommen. Ich werde sie dabei unterstützen. Ein Beispiel von meinem Hof: Wir können den Liefervertrag für frische Eier unserer gesunden Hennen von einem Kollegen übernehmen. Der hat bisher Packs mit je zehn Eiern für je zwei Euro geliefert. Bei uns kosten zehn Eier aber mindestens 2,80 Euro bis sie in der Verpackung liegen. Der Abnehmer kann oder will sie dafür nicht nehmen, weil er glaubt, die Kunden kaufen die Eier dann nicht. Also kann auch ich das nicht machen und muss jetzt schauen, wo und wie ich sie am Markt für mindestens 2,80 Euro platzieren kann. Aber gewiss nicht unter ihrem Herstellungspreis, denn das macht für niemanden Sinn.        

 

Wo sehen Sie die Landwirtschaft in der Zukunft und wofür setzen Sie sich besonders ein? Ich lege großen Wert darauf, dass die sinnvollen Empfehlungen der Fachausschüsse im LBV Gehör bei der Politik finden. Ich stehe aber auch für reale Wünsche und Ziele, die Sinn machen und sich auch umsetzen lassen. Die regionale Selbstversorgung halte ich daher für einen guten und machbaren Ansatz. Ich mache mich dafür stark, dass die regionale Tierhaltung für alle Nutztierarten im Land Baden-Württemberg erhalten bleibt. Denn sie sichert gesunde Kreisläufe – vom eigenen Futter, über den eigenen Dung aus den Ställen bis hin zu einem gesunden Wachstum auf den Feldern. Alles bei sehr kurzen Transportwegen. Eine sehr wichtige Marktausrichtung ist für mich die der regionalen Produkte. Sie wurden nicht weit entfernt produziert, sind frisch und von hoher Qualität und nach deutschem Standard. Ein weiterer Ansatz für eine positive landwirtschaftliche Zukunft ist für mich, wenn wir junge Menschen in der Landwirtschaft noch stärker fördern. Sie sind gut ausgebildet, mutig und u.a. für Öffentlichkeitsarbeit sehr aufgeschlossen. Da kann man nicht früh genug anfangen, zum Beispiel mit frühkindlicher Bildung auf den Höfen und über unser Projekt ‚Lernort Bauernhof‘. Ich möchte die Landwirtschaft mit Tierhaltung und Ackerbau in unserer Region nach vorn bringen und stärken. Dafür stehe ich: Verlässlich, klar und deutlich. Ach ja, sehr wichtig: Bei all dem behalte ich gern immer etwas Erde an den Schuhen. Dann weiß ich, was auf dem Betrieb und unseren Feldern los ist. Das verbindet mich mit der nötigen Bodenständigkeit. 

 

Zurück

files/bauernverband/hintergruende/Felder_Dorf.jpg