Was Du ererbt von Deinen Vätern ….

Wie stellen sich junge Menschen auf ihre Zukunft in der regionalen Landwirtschaft ein? Wie attraktiv ist die Übernahme eines Hofes heute? Auf den Äckern & Wiesen, in den Ställen & Weinbergen, in den Wäldern & Obsthainen wird seit Generationen in und mit der Natur gearbeitet. Viele Familienbetriebe haben einen oder mehrere Hofnachfolger, manche nicht. Wir berichten zukünftig, wie junge Bauern und Bäuerinnen das konkret angehen. Heute vom Teichhof der Familie Hartmann in Sindringen, einem Mitgliedsbetrieb des Bauernverbandes.                  

„Ich bin der Meinung, man braucht ein Ziel“, sagt Bauer Stefan Hartmann, 33 Jahre jung, über seine Berufsentscheidung im zarten Alter von 17 Jahren, in die Landwirtschaft zu gehen. Seiner Meinung nach muss man relativ zeitig sagen, ob man den elterlichen Hof übernehmen will oder nicht. „Entscheidungen wie der Aus- oder Umbau des Hofes hängen direkt davon ab, ob es weiter geht“, weiß er. Eine solche Entscheidung trafen seine Eltern, quasi mit ihm zusammen, im Jahr 2006 als er eben 17 war, vor einem größeren Stallneubau. Der junge Landwirt sagt: „Man weiß ja, an welchem Tag die Schule vorbei ist und die Lehre beginnt“. Die Alternative für ihn wäre Softwarenentwickler gewesen. Er lebt nun mit seinen zwei Kindern unter insgesamt vier Generationen auf dem Hof bei Sindringen und er liebt seine Arbeit vor allem, weil kein Tag wie der vorherige ist. Ein Au Pair unterstützt die Familie „ganz großstädtisch“ bei der Kinderbetreuung. Es ist ihnen wichtig, auch mal frei zu haben am Wochenende und der Vater Thomas Hartmann ergänzt: „Wenn drei Leute arbeiten, klappt das schon!“

 

 

 

Der Familienhof hat vier Standbeine: einen kleinen Laden in Selbstbedienung, die Milch der 80 Kühe, das Fleisch der 40 Mastbullen und die hofeigenen Biogas- und Solarstromanlagen. 650 000 Liter Milch liefern die Hartmanns jährlich an die Hohenloher Molkerei in Schwäbisch Hall und in Spitzenzeiten haben sie 35 000 Liter davon sogar selbst verarbeitet. Derzeit steht die dafür erbaute Anlage aber leider still, denn es fehlt an Fachkräften – zum Beispiel zum Käsemachen. Stefan Hartmann, er arbeitet seit 2012 - nach der Ausbildungzum Landwirtschaftsmeister - fest auf dem Hof, und seine Eltern Gisela und Thomas werden derzeit von einer Teilzeitkraft unterstützt. Die erwachsenen Geschwister, insbesondere der Bruder Georg, machen in den Ferien „Work ohne Travel“ auf dem heimischen Hof, wie Stefan Hartmann schmunzelnd berichtet. Der Hof, zu dem auch je 60 Hektar Äcker und Wiesen gehören, wurde 1968 aus dem Ort ausgesiedelt und wird nun in siebter Generation durch die Familie betrieben. Das Futter für die eigenen Tiere wächst natürlich auf dem eigenen Acker. Geht man über den Hof, kann man Ställe aus drei Perioden sehen: aus den 80ern, den 90er Jahren und ganz moderne, lichte und offene Ställe. „Man wusste früher nicht, dass Kühe es gern kühl und luftig haben. 5 Grad Plus sind denen gerade recht“, sagt er im Angesicht des gerade herrschenden Kälteeinbruchs. Dieses Wissen geben die Hartmann als „Lernort Bauernhof“ sehr gern auch an Kinder und Jugendliche weiter. Umliegende Schulen nutzen das regulär mehrmals im Jahr als „Klassenzimmer Bauernhof“ und besuchen in Gruppen die Ställe und Tiere. Aktuell geht das nicht.       

        

 

 

Die Direktvermarktung ist nicht einfach. Es braucht nach Meinung der Landwirtsfamilie Hartmann vom Teichhof gute Leute und eine ganze Menge Idealismus. Seit Mitte Dezember 2020 sind ihnen 50% des Umsatzes weggebrochen, da ihr Kiosk mit dem Namen „Limescenter“ normalerweise als nächtlicher Nahversorger etabliert ist. Das funktioniert nun nicht. Zudem wurde ein großer Teil der Automaten von Randalierern kürzlich zerstört. Sie hoffen auf ihre Stammkundschaft und auf den Sommer, denn der kleine Hofladen liegt am viel befahrenen Kochertalradweg. Gut, dass da noch die Einkünfte aus insgesamt rund einer Million Kilowattstunden Strom sind, welche die Biogas- und Photovoltaikanlagen jährlich produzieren. Im gesunden Kreislauf werden hier unter anderem die Gülle und der Mist aus den eigenen Ställen in Energie umgewandelt und ins Stromnetz eingespeist.    

 

Mein Vater hat relativ früh angefangen, mich einzubeziehen. So wurden betriebliche Investitionen, wie der Kauf von Maschinen, gemeinsam besprochen. Vater, Mutter und Sohn plädieren für einen fließenden Übergang in der Hofübergabe. „Alles andere wäre ungesund“, sagt Thomas Hartmann als Senior. Und auch das: „Wenn man erstmal 35 Jahre auf dem Hof gearbeitet hat, gibt man schon gern ab“. Er ist sicher, dass, wenn alles gut geregelt ist, man der nächsten Generation das Erbe gern anvertraut. Es ist ihm sehr wichtig, dass sich auch die junge Generation, wie sein Sohn Stefan, darüber im Klaren ist, nur ein „Verwalter“ zu sein. Er weiß, „wir sind nur Rädchen im großen Ganzen und haben die Natur zu bewahren, um sie in die nächsten Hände zu geben“. Anders funktioniert es seiner Erfahrung nach nicht. „Es gibt hier Flächen, die sind seit der Bronzezeit unter dem Pflug. Es gibt wohl nichts Nachhaltigeres als die Landwirtschaft“, findet er. Insofern passt es gut, dass sein Sohn optimistisch ergänzt: „Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb da ist, entscheidet man sich vielleicht früher als in anderen Familien, wo die eigene Zukunft liegt“.     

 

 

 

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