Winzer im Remstal sind in Deutschland ganz vorn dabei.

Die Reben fühlen sich irgendwie wohl. Das Gefühl hat der junge Winzer Michael Maier aus Schwaikheim im Remstal ganz deutlich, seit er seine Weinberge mit biologischen Pflanzenschutzmitteln bearbeitet. Auch, dass sein Wein, seit dem Start der Umstellung von konventioneller auf eine Biobewirtschaftung, anders schmeckt. Das war für ihn der größte AHA-Effekt. „Die finale Umstellung hat gut geklappt in diesem Jahr. Wir wissen nun auch, was wir falsch gemacht haben an der ein oder anderen Stelle“, sagt er schmunzelnd. Diesen Prozess beschreibt er als ‚große Challenge‘ und eigentlich wollte er schon seit zehn Jahren umstellen.

 

 

Im Weinbau ist die Umstellung auf ‚Bio‘ ein Prozess von drei Jahren. Der ‚Biogedanke‘ war immer da, sagt der Weingärtner. Als er vor zehn Jahren gestartet ist, wurde jedoch zuerst mal der Betrieb ausgebaut. Mitarbeiter und Produktionsabläufe galt es, darauf einzustellen. „Nun wird die Ernte in 2023 unser erster richtiger ‚Bio-Herbst‘“, sagt er stolz. Ein Prozess der Umstellung auf Bioproduktion verläuft in mehreren Schritten und umfasst die Bodenverbesserung, die chemiefreie Düngung und den Pflanzenschutz. All das dient – ob konventionell oder biologisch – dem Schutz der Rebstöcke vor Krankheiten und vor Schädlingen. Angefangen hat Michael Maier schon 2015 mit dem Weglassen der Herbizide, also den chemischen Pflanzenschutzmitteln. Da der Wein als Kulturpflanze mit den Unkräutern unter dem Weinstock im Wettbewerb um Wasser, Nährstoffe und Licht steht, müssen seither mechanische Mittel zum Einsatz kommen. Das heißt: Es wird mit Maschinen oder gar mit der Hand gearbeitet, gehackt oder gemäht. Im Steilhang ist das eine besondere Herausforderung für die Weinbauern. Der zweite Schritt Richtung ‚Bio‘ erfolgte auf dem Weingut Maier 2018 mit der Umstellung auf eine andere Düngung. Das geschieht zum Beispiel mit gepresster Luzerne, mit Kompost aus dem eigenen Trester oder gar mit Schweineborsten in Form von Pellets. „Die größte und letzte Herausforderung war die Umstellung im Pflanzenschutz, also gegen Pilze und Schädlinge. Biologische Mittel wirken von außen, wie eine Art ‚Sonnencreme‘. Regnet es, wäscht sie sich ab und muss neu aufgetragen werden“, erklärt Michael Maier den Prozess. Das heißt: Mehr Arbeit und mehr Stunden beziehungsweise Tage im Weinberg.   

 

 

Das Remstal hat einen guten Namen in der Welt des Weines. Dem jungen Winzer ist es sehr wichtig, dass die hohe Qualität der Württemberger Weine – ob konventionell oder biologisch angebaut - in Deutschland bekannter wird. Er ist stolz darauf, „dass die jungen Winzer das echt gut können“. Dafür steht er mit vielen ehemalige Kommilitonen und heutigen Kollegen bis zu den Rändern des Remstals in Kontakt. Mit verschiedenen Netzwerken, wie dem der ‚Generation Riesling‘, ‚WeinImpuls Württemberg‘ und der ‚Jungwinzerlaube Stuttgart‘, sind sie deutschlandweit auf Messen, Weindörfern und mit Präsentationen unterwegs. Schon zweimal wurde er als ‚Jungwinzer des Jahres‘ ausgezeichnet und aktuell ist er im Vinum-Weinguide 2022 der „Aufsteiger des Jahres in Württemberg“. Noch, so findet er, hat Württemberg keine ‚so richtige Leitrebsorte‘, die für diese Weinregion steht. Das ist in seinen Augen sowohl ein Hemmnis, als auch eine Chance. Generell wünscht er sich, dass die Leute mehr darauf schauen, was sie konsumieren. Dass die Wertschätzung für Essen und Trinken größer wird und dass schlussendlich die Landwirte, Winzer oder Obstbauern mehr Geld für ihre Arbeit bekommen. „Wir haben feinsten Käse und feinstes Fleisch, den besten Wein und klasse Gemüse vom Bauern um die Ecke - das sage ich auf jeder Weinprobe“, beteuert Winzer Michael Maier.

 

 

Hofentwicklung – Land- und Besenwirtschaft sowie Weingut. „Mein Vater hat mich machen lassen – vom Weinausbau über den Keller bis zum Marketing. Ich habe meinen Stil entwickelt und experimentiert, wie mein Vater früher auch. Lothar Maier hat die Weinbergflächen 1986 erweitert und die Besenwirtschaft eröffnet. Er bewirtschaftete damals neben seiner Landwirtschaft rund 48 Ar Weinberge. Den Wein hat er hauptsächlich im eigenen Besen verkauft. „Er war und ist sehr gesellig und hat das aus Passion ausgebaut“, sagt der Sohn. Nach dem Abitur 2006 und der Ausbildung zum Winzer, hat Michael Maier Weinbau und Oenologie an der Uni in Geisenheim bei Wiesbaden studiert. Schon da war er fest entschlossen, auf direkten Kundenkontakt und veredelte Produkte zu setzen. Die Ausbildung führten ihn von Fellbach, über Adolzfurt bis nach Österreich. Gestartet ist er mit acht Hektar, dem ‚Besen‘ und einer Direktvermarktung am Weingut. Flächen hat er, wo immer möglich, dazu gekauft oder gepachtet. Aktuell arbeitet er auf einer Fläche von 16 Hektar. Nach einer Umstrukturierung liefert er nun auch an den Fachhandel und an inhabergeführte Märkte des Lebensmitteleinzelhandels. Weitere Vertriebszweige sind die Gastronomie – vom ‚Restaurant ums Eck‘ bis zu ‚Drei-Sterne-Häusern‘ und der Export über einen Großhändler in Kanada. „Wir füllen rund 100.000 Flaschen ab. Unsere Erträge sind relativ gering, da uns die Qualität sehr wichtig ist“, sagt der Betreiber vom Weingut Maier im zehnten Jubiläumsjahr seines Einstieges. Unterstützt wird er von zwei festangestellten Mitarbeitern, mehreren Saisonkräften und Helfern aus dem Dorf. Und natürlich von seiner Familie. Seine Partnerin, Fabienne Gabriel, verantwortet neben dem Verkauf den Bereich Social Media und die Webseite des Hofes. Seine Mutter, Rosemarie Maier, ist die ‚gute Seele‘ und sowohl im Besen, im Verkauf als auch im Weinberg tätig. Ihr Mann Lothar kümmert sich um alles rund um den Weinberg und natürlich um die ca. 80 ha Ackerbau, die er nach wie vor mit viel Leidenschaft betreibt. Zudem führt er die angrenzende Besenwirtschaft. Auf die Frage, warum er in einem Ort, wo es keinen Weinberg gibt, ein Weingut hat, beantwortet Michael Maier wie folgt: „Mein Uropa hat in Sichtweite vom Hof und als Hobby den ersten Weinberg am ‚Hanweiler Berg‘ gekauft. Unsere Kunden sehen noch heute, dass wir als Familie dafür ‚brennen‘. Das wissen sie zu schätzen“.

 

 

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