Weingut Wagner sieht Trend zu hochwertigen Weinen aus der Region.

„Unser Wein ist kein Gemüse! Der wird besser, wenn er nicht frisch, sondern gereift ist“, erklärt der junge Winzer, Weinbautechniker und Önologe, Robin Wagner vom gleichnamigen Weingut in Weiler zum Stein. Er weiß, wovon er spricht. Denn schon frühzeitig hat er, noch während seiner Ausbildung zum Winzer und anschließend zum Weinbautechniker und Önologen in Weinsberg, Verantwortung für die Arbeit im familieneigenen Hof übernommen. 

Der Weinverkauf wird nicht leichter. Die neuen Ideen sind auch für den klassischen Verkauf der Weine wichtig. Denn die Zeit, wo kistenweise Wein in den Kofferraum geladen wurde, ist vorbei. Die Kunden kommen hauptsächlich während der Besenzeiten und aus dem direkten Umkreis von 50 Kilometern. Sie kaufen kleinere Mengen, dafür deutlich hochwertiger. „So finden wir immer wieder Neukunden, die etwas Besonderes suchen“, berichtet der Winzer. 30.000 Flaschen von acht Hektar Rebfläche werden jährlich abgefüllt: Rotwein, Weißwein und Rosé - hauptsächlich aus den Rebsorten Lemberger, Spätburgunder, Merlot, Riesling, Weißburgunder, Sauvignon Blanc und weiteren Sorten. In Baden-Württemberg ist es üblich, dass man von allem hat. Die Besengäste kommen normalerweise nicht in der Weinlesezeit, da wird jede Hand im Weinberg gebraucht. Die Zeit der Besen geht vom Herbst, über den Winter bis zum Frühjahr. In Intervallen von jeweils drei Wochen kann man gut Essen, Trinken und gemütlich beisammensitzen. Der mit Glas überdachte Innenhof, welcher im Herbst zum Keltern genutzt wird, eignet sich besonders gut für größere Feiern, Geburtstage, Hochzeiten, und Firmenfeiern ab 70 Personen. Große mediterrane Pflanzen und als Stehtische genutzte Barriquefässer machen deutlich: hier ist man willkommen. „Eigentlich waren wir bis zum Jahresende ausgebucht und haben immer mehr Anfragen, als wir zusagen können. Aber schon im März dieses Jahres ist unser Umsatz im Besen komplett ausgefallen“, resümieren die Wagners. „Das Produzieren von Wein ist das Eine. Das Verkaufen hingegen ist das Andere“, weiß Jungwinzer Robin. Der Onlineshop ist noch im Aufbau, aber die Website schon sehr professionell. Reichlich Produktinformationen gibt es auch auf den Flaschen selbst.  

 

 

 

Und was machen die Weine jetzt? Aktuell sind sie am Gären. Entweder im Fass auf der Hefe oder im Zuber als Maische. Der Weißwein erzählt nach dem Abpressen der Trauben im wohltemperierten Keller blubbernd „seine Geschichten“ und wird via Gärkontrolle im Blick behalten, bis er durchgegoren ist. Mit dem Rosé ist es ebenso. Der Rotwein hingegen findet in großen Zubern über zwei bis vier Wochen zu seiner Farbe und seinem Geschmack. Zwei bis dreimal täglich wird er dafür mit einem Maischestampfer vorsichtig untergestoßen, meint umgerührt, da Saft und Trester sich immer wieder separieren. Er wird dort solange quasi umgerührt, bis er vollständig vergoren ist. „Das Fruchtfleisch ist immer weiß, nur die Schale ist rot. Frühestens im März kommt der neue Wein in die Flaschen. Ich lasse die Kunden gern mal probieren, was es heißt, keine Geduld zu haben. Mein Ziel ist, den Weinen beim Gären mehr Zeit zu lassen, dann reifen sie schön, haben mehr Fülle und sind haltbarer“, schwärmt Robin Wagner im eigenen Weinkeller. „Ich trinke nicht nur die eigenen Weine“, sagt er verschmitzt. Um den eigenen Horizont zu erweitern, verkostet er gern auch die Weine der Kollegen.    

  

 

 

Die Familientradition wird fortgeführt. Die Weinberge der Familie Wagner liegen auf dem elterlichen Hof von Günther Wagner, sind rund 30 Kilometer entfernt und bis zu 30 Jahre alt. Vor Ort in Weiler zum Stein wurde bis vor 200 Jahren Wein angebaut. Damit die Kunden heute sehen, dass sie auf dem richtigen Weg in den Besen der Wagners sind, haben die Winzer vor drei Jahren auf 19 Ar einen kleinen Weinberg am Haus angelegt, sozusagen als Signal und als Werbung. Seit der Vater vor drei Jahren tödlich verunglückt ist, haben sie den Ackerbau aufgegeben. Günther Wagner hatte 1995 angefangen, den Wein auszubauen, selbst zu vermarkten und 1999 den damaligen Kuhstall zur Besenwirtschaft umgebaut. „Die Weinberge haben wir noch gemeinsam bewirtschaftet“, erinnert sich der 26 Jahre junge Weingärtner, der seine Ausbildung gerade rechtzeitig abgeschlossen hatte, um den Betrieb nach dem Tod des Vaters zu übernehmen. Auch Erfahrung auf anderen Weingütern und im Ausland - das ist so üblich in der Branche - konnte er zuvor noch sammeln. „Work ohne Travel“ nennt er seine vier Monate in Australien auf einem Bio-Dynamischen Weingut. „Hier wird unter anderem nach den Mondphasen gewirtschaftet. Das war schon interessant“, sagt er und bleibt trotz der schwierigen aktuellen Situation optimistisch.

     

 

 

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