Selber machen lassen - Fit für das ‚Lernen auf dem Bauernhof‘

Können Kinder Nachhaltigkeit lernen, indem sie erfahren und erleben, wie unsere Lebensmittel hergestellt werden? Dann lass sie viel selber machen! Dieser Kernsatz zog sich wie ein rotes Band durch die ‚Fachexkursion Lernort Bauernhof 2021‘ am 26.Oktober auf Schloss Aschhausen und bei der Betriebsgemeinschaft Neuhof (BG Neuhof). 17 Teilnehmer und Teilnehmerinnen - von Vaihingen und Waiblingen, über Kirchberg, Rot am See bis Königheim - folgten der Einladung des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe Rems und der Landwirtschaftsämter der Landkreise Schwäbisch Hall, Hohenlohe, Rems-Murr und Main-Tauber.

Bei den insgesamt fünf Referenten drehte sich alles darum: Wie können wir es schaffen, an der Lebenswelt der Kinder anzuknüpfen, um sie zum eigenen Überlegen und Beurteilen zu befähigen und um nachhaltiges Handeln beim Konsum zu fördern? Die Lernort Bauernhof-Verantwortliche beim hiesigen Bauernverband und Vorsitzende des ‚Forum Lernort Bauernhof‘ auf Bundesebene Andrea Bleher ist sehr froh, all diese Themen wieder in direktem Austausch diskutieren zu können. „Die Verbindung vom Feld, über Getreide als Futter und dem Tier im Stall bis zu Brot und Fleisch auf dem Tisch: Das sollen Kinder selbst erforschen und erleben“, betont die Fachfrau. „Es ist wichtig, immer wieder von Bildungsplaninhalten auszugehen und unseren ‚Lernort Bauernhöfen‘ eine Methodenvielfalt an die Hand zu geben, die das ‚Tun lassen‘ in den Mittelpunkt stellt. Wir möchten regionale Zusammenhänge auch in den globalen Rahmen stellen und zeigen, wie auf den Feldern und in den Ställen gearbeitet wird. Warum Getreide zum Beispiel wächst oder warum nicht. Welche Rolle die Düngung und moderne Maschinen dabei spielen. Oder wie, wann und womit geerntet wird und was dann passiert, bis Getreide als Brot auf unsere Tische kommt. Das Interesse und die Neugier der Kinder und Jugendlichen, die auf den Hof kommen, ist grundlegend für unsere Arbeit. Wir stellen uns der angeborenen Neugier der Kinder ganz intensiv“,sagt Andrea Bleher.  

 

 

 

Die Alljährliche Fachexkursion Lernort Bauernhof für aktive & neu interessierte Landwirtinnen und Landwirte widmet sich immer wieder pädagogischen Möglichkeiten. Der Erfahrungsaustausch und neue Ideen standen auch in diesem Herbst im Mittelpunkt des Weiterbildungstages. Begonnen wurde mit zwei Referenten der BG Neuhof. Die Betriebsgemeinschaft betreibt Ackerbau für 17 Familien, die mit Hilfe moderner Technologien, wie ‚Precision Farming‘, besonderen Wert auf zielgenaue, bedarfsgerechte Düngung und Pflanzenschutz sowie auf ausgewogene Fruchtfolgen legt. „Es geht darum, das Gute aus den beiden Wirtschaftsweisen in der Landwirtschaft – konventionell und ökologisch – zu vereinen“, erklärt Samuel Hofmann, Betriebsleiter der BG Neuhof. Für Laien erklärt: Nachhaltigkeit als ganzheitliches Anbausystem, um die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und zu steigern. Auch er ist in Bezug auf die sowieso agilen Kids überzeugt: „Lass sie es tun“. Ob am Feld mit Bodenproben in ausgedienten Marmeladengläsern oder am High-Tech-Fahrzeug mit GPS und Sensoren zur Messung von Nährstoffen im Boden: Alles dient einer möglichst genau und auf die jeweiligen Ackerteile spezifizierte Bewirtschaftung der Flächen. Er schlägt zur Erhöhung der Motivation der Schüler vor, ein Entdecken mit QR-Codes an den Maschinen vorzubereiten oder abzuwiegen, wieviel Korn man für ein Brot braucht und wieviel Fläche das wiederum auf dem Feld ausmacht. Dafür kann man neben Arbeitsblättern auch das ‚allgegenwärtige‘ Handy nutzen.

 

 

 

Dieser Vorschlag kann sowohl im Stall, für jedes Tier und oder jede Maschine angewendet werden. Die Erfahrungen aller Teilnehmenden zeigen: Die Kinder laufen gern über den Acker oder durch den Stall und können – einmal begeistert – gar nicht wieder damit aufhören. Tanja Maurer aus Kupferzell und Sabine Palm aus Heiligenbronn, beide erfahrene ‚Lernort Bauernhof-Bäuerinnen, zeigen, mit welchem Equipment sie Brot mit den Besucherkindern backen oder wie man sie für eine ‚alte Nutzpflanze‘, wie den Rhabarber aus Uromas Garten, interessieren kann. Da kommen Hof-Schnitzeljagden und Verkostungen ins Spiel. Auch sensible Themen, wie die Haltung von Puten, werden nicht ausgespart. Die Akteure von ‚Lernort Bauernhof‘ legen am Tag der Fachexkursion 2021 – gerade auch für neugierige Kinderfragen – besonderen Wert darauf, transparent und glaubwürdig zu zeigen, was sie tun, damit es Tieren gut geht. Sie können deren Füße anfassen und die Federn streicheln, Futter selber mischen und verteilen. „Für manche Kinder ist es beinahe eine Mutprobe, sich Tieren zu nähern. Wir wollen jedoch den direkten Tierkontakt ermöglichen“, erklärt Andrea Bleher.  

 

 

Material für die LOB-Höfe. Annette Sammet-Volzer vom Landwirtschaftsamt Backnang verschaffte den Teilnehmern einen Überblick über das Angebot an umfangreichen Materialien zu unterschiedlichen Getreidearten und Mehlen. Die Plakate, Schaubilder und Arbeitsblätter können bestellt oder aus dem Internet herunterladen werden. Sehr hilfreich ist ein Landwirtschaftskalender, sind Begleithefte als Download oder Spiele und Schautafeln zur Zuordnung von heimischen Getreidesorten. Informationen zu ‚Lernort Bauernhof Baden- Württemberg‘ erhielten die Teilnehmenden von Brigit Förster vom Landwirtschaftsamt Ilshofen. Die Anmeldung eines Hofbesuches wurde digital umgestellt und die Homepage von ‚Lernort Bauernhof‘ Baden-Württemberg wird im Moment erneuert. Dort finden sich weitere wertvolle Materialien und Videoclips verschiedener Höfe für den schulischen Unterricht.  

 

 

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