Erntepressegespräch 2022

Krise in der Landwirtschaft erfordert intensive Überzeugungsarbeit. Minister Peter Hauk MdL und Bauernverbandsvorsitzender Jürgen Maurer tauschten sich im Rahmen des diesjährigen Erntepressegesprächs auf dem Hof und am Feldrand in Crailsheim-Ingersheim bei Familie Gronbach zu aktuellen Themen aus. Im Focus standen die Ertragserwartungen zur Ernte 2022 im Verbandsgebiet und die agrarpolitische Situation. Vorstandsmitglieder nutzten die Chance, ihre Vorstellungen im kleinen Kreis direkt beim Minister anzubringen.

Natürlich stehen bei einem Erntegespräch die aktuellen Ergebnisse zur Erntesituation im Verbandsgebiet vorn an. Vorsitzender Jürgen Maurer begrüßt neben Minister Peter Hauk MdL und der Gastgeberfamilie Gronbach die Presse- und Verbandsvorstände, wie auch Behördenvertreter am Feldrand: „Wir erwarten in diesem Jahr eine eher mittlere Ernte. Die Bestände sind - je nach Standort – von der Trockenheit geprägt, aber gesund. Insgesamt ist die Ernte sehr früh gestartet, verursacht durch Hitze und geringe Niederschläge.“ Momentan steht nach seinen Aussagen an den ersten Standorten bereits die Weizenernte an. Was, nach Maurers Ausführungen, etwa 10 Tage früher als normal ist. Aufgrund der geringen Niederschläge in der Phase der Kornfüllung hat der Weizen am meisten gelitten. Das heißt, die Körner sind eher klein geblieben und am Ende heißt das: Weniger Mehl. Zehn bis 20 Prozent weniger Ertrag ist zu verzeichnen. Aktuell wird die Raps- und Dinkelernte eingebracht.

Perspektiven der Landwirtschaft in einer sich ändernden Gesellschaft. „Aufgrund hoher Düngerpreise, sehen die Felder sehr unterschiedlich aus. Landwirte haben, zum Teil aus Liquiditätsgründen, weniger gedüngt als erforderlich.“ Jürgen Maurer nennt damit einige der Herausforderungen, welche die Landwirte aktuell belasten. „Unsere Betriebe hoffen sehr, kostendeckend arbeiten können. Dies ist in diesem Jahr extrem schwierig und nicht kalkulierbar“, erklärt der Vorsitzende. „Dazu kommt der Ärger um eine vier prozentige, absolute Flächenstilllegung mit der Pflicht zur Selbstbegrünung ab dem kommenden Jahr. Dass darauf dann zum Beispiel kein Korn angebaut werden kann, ist das eine Problem. Aber dass wir den Acker nach aktuellem Strand verunkrauten lassen müssen, ist unerträglich“, führt er weiter aus. Nach Aussagen der Fachleute wird das Unkraut durch das Verbot der Ackerpflege verstärkt in die Felder aussamen. Für den Artenschutz bringt das nichts. Da wären kontrolliert angelegte Blühstreifen, deutlich sinnvoller. Minister Hauk hakt hier ein und weist auf Änderungsbemühungen hin. Er hofft auf die Einsicht des EU-Parlamentes in Brüssel und der Agrarminister in Bund und Ländern. Er zeigt ich zuversichtlich, dass wenigstens das Thema Selbstbegrünung noch einmal auf den politischen Prüfstand kommt. Minister Peter Hauk MdL: „Das wäre reine Naturschutzideologie, denn eine Brache ist nicht besser als eine Bewirtschaftung!“ Er kann sich sogar vorstellen, mit noch mehr Blühflächen als bisher, zu arbeiten.

 

 

 

Es weht ein neuer Geist in der Wahrnehmung nach außen. Das stellt Minister Peter Hauk gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar. Damit spielt er vor allem auf die Verjüngung der obersten Vertreter des Bauernverbandes an. Diese und mehr Öffentlichkeitsarbeit findet er wichtig. Denn, so sagt er, „… die Menschen da draußen verstehen uns nicht mehr. Sie verstehen nicht mehr, was die Landwirte eigentlich tun. Genau das muss man erklären. Sonst wird viel Falsches erzählt und immer weitergetragen.“ Die anwesenden Standesvertreter der Landwirtschaft nimmt er damit in die Verantwortung. Seiner Meinung nach, geht es nicht anders, als zu versuchen, Zusammenhänge zu erklären und von Lösungen zu überzeugen. „Wir alle müssen immer wieder darum kämpfen“, sagt der Minister. Damit meint er auch den Kampf um Mehrheiten in der Landesregierung oder auf Bundesebene mit seinen Ministerkollegen. Es geht darum, mit fachlicher Kompetenz Entscheidungen sinnvoll zu beeinflussen. Er ist ganz klar dafür, auf guten Böden keine Fremdnutzung, zum Beispiel durch Photovoltaikanlagen, zu fördern, sondern darauf hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Im Ausbau der Biogasgewinnung durch Gülle und Mist von den Tieren sieht er sehr wohl eine Chance, den Gasbedarf in viel höherem Maße als bisher, zu decken. „In der Ausnutzung von Methan aus Gülle und Mist haben wir ein erhebliches Potential. Diese Chance sollten wir nutzen“, sagt er. Zahlen belegen, dass zum Beispiel Dänemark 75 Prozent des Gasbedarfes aus Biogas deckt. Da ist, nach seinen Worten, bei uns noch viel Luft nach oben. Er verweist auf den sogenannten ‚Gasgipfel‘ der Bundesregierung Ende Juli und hofft auf Erleichterungen im Baurecht für Biogasanlagen.    

 

 

Landwirtschaft ist offen für neue Lösungen. „Bitte nehmen Sie das mit in die Politik“, betont Vorsitzender Jürgen Maurer. „Wir Landwirte sind nicht allein für den Schutz der Natur und der Umwelt zuständig. Das betrifft die ganze Gesellschaft. Wir sind aber offen für neue Lösungen. Landwirtschaft kann Biodiversität. Man kann sehr gut mit uns - statt gegen uns arbeiten,“ so Maurer. Er setzt, selbst Vater von vier Kindern, dabei besonders auf die landwirtschaftliche Ausbildung. „Das fängt in Kindergarten und Grundschule mit Lernort-Bauernhof-Projekten an und geht bis zu modernen Lehrplänen an den Schulen für zukünftige Landwirtinnen und Landwirte. Da nehmen die Kinder und Jugendlichen wichtige Eindrücke mit, die sie prägen werden“, sagt der Vorsitzende des Bauernverbandes Schwäbisch Hall – Hohenlohe – Rems auf dem Erntepressegespräch 2022 mit Blick auf die Zukunft.      

 

 

 

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