Ist die Landwirtschaft noch gewollt?

Nach zwei Jahren konnten die gewählten Vertreter der Mitglieder des Bauernverbandes sich wieder persönlich zu einer Delegiertenversammlung treffen. Regularien wie der Geschäfts- und Kassenbericht, die Entlastung des Vorstandes, der Beschluss des Haushaltsplanes und Ehrungen stehen bei einer jährlichen Delegiertenkonferenz auf der Tagesordnung. Gastredner des Abends war Harald Ebner, MdB und Vorsitzender vom Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz von Bündnis 90 DIE GRÜNEN mit dem Thema „Agrar- und umweltpolitische Neuorientierung in Krisenzeiten“.

„Herr Maurer gibt uns immer auch ‚Einen‘ mit“, betont Harald Ebner, MdB und Vorsitzender vom Ausschuss für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz von Bündnis 90 DIE GRÜNEN in seinem Gastbeitrag auf der Delegiertenkonferenz am 2. Juli in Michelfeld. Das klingt nach konstruktivem Austausch, der im Laufe des Abends von beiden Seiten immer wieder fachlich begründet wird. Der Bundestagsabgeordnete berichtet, dass aktuell ein ‚gigantisches Gesetzespaket‘ in Arbeit ist, welches dazu dienen soll, bisherige Vorgehen deutlich zu beschleunigen und neue Technologien zu ermöglichen. Es geht nach seinen Worten um Herausforderungen auf vielen Ebenen und immer darum, wie wir aus dieser Krise wieder herauskommen. Ebner sagt: „Die aktuelle Situation lässt einen fast gelösten Konflikt wieder aufleben: Die Versorgung der Weltbevölkerung mit Energie und Lebensmitteln. Gleichwohl machen die Klima- und die Artenkrise keine Pause, bis wir andere Probleme gelöst haben. Das ist kein Luxus für bessere Zeiten. Eine Verschleppung der nötigen Anpassungen bringt uns nichts. Allein der Umgang mit Dürreperioden erfordert neue Technologien und Maßnahmen. Zum Beispiel eine andere Wassermanagementstrategie.“ Er sieht viele Herausforderungen, die gleichzeitig anstehen und nimmt Bezug auf die Worte des Vorsitzenden Jürgen Maurer, dass wir beides brauchen: Artenschutz und auskömmliches Wirtschaften auf den Bauernhöfen. Er äußert die dringende Bitte an die gewählten Vertreter der Mitglieder des Bauernverbandes: „Unterstützen Sie eine Politik, die konsequent ist.“ Was er damit meint, lässt er stellenweise sehr konkret durchblicken. Bei den Landwirten jedoch, trafen seine Vorstellungen in der sich anschließenden Diskussion auf erhebliche Bedenken. Diese hatten zum Beispiel wenig Verständnis für immer mehr Auflagen, welche Kosten verursachen, von der Politik ‚verordnet‘ und vom Verbraucher nicht bezahlt würden. Solange die Märkte international geöffnet seien, führe eine einseitige unvernünftige Auflagenpolitik im Bereich Umwelt- und Naturschutz und im Tierwohl dazu, dass immer mehr Höfe ihre Türen schließen. Weder dem Klimaschutz noch dem Tierwohl sei damit gedient, wenn unsere Bauernhöfe geschlossen und die Produktion mit Methoden, die bei uns schon lange verboten sind, ins Ausland verlagert würden. Mehrere Teilnehmer verwiesen darauf, dass die Vernichtung des Regenwalds - zugunsten agrarindustrieller Produktion - auch damit zusammenhängt, dass unsere nachhaltig wirtschaftenden Betriebe gezwungen werden, aufzugeben.

 

 

Ist die Landwirtschaft noch gewollt? Zuvor begrüßte Vorsitzender Jürgen Maurer die Teilnehmer. „Ich freue mich, Euch heute hier persönlich begrüßen zu können“, eröffnet er die Versammlung. Maurer erinnert an seine erste und auch letzte Delegiertenversammlung in Präsenz am 6. November 2019. „Damals haben uns Themen wie ‚Pro Biene‘ stark bewegt. Die Zeit danach war von digitalen Veranstaltungen geprägt. Der Vorsitzende Maurer legt jedoch immer auch Wert auf persönlichen Austausch. Er sagt: „Der Mensch ist ein soziales Wesen und eine gute Diskussion kommt bei Onlineveranstaltungen selten zustande.“ Inzwischen hat sich die Welt - nach seinen Ausführungen – stark verändert. Eingeschränkte Verfügbarkeiten, gestörte Lieferketten und Kostenexplosionen bestimmen auch den Alltag der Landwirte. Er spricht deutlich in Richtung des ‚grünen Politiker‘ über die große Unsicherheit auf den Höfen. Er fragt: Wie wollen wir zukünftig die Weltbevölkerung ernähren, wenn wir deutlich weniger ernten? Was macht die Politik? Was kann die Landwirtschaft tun? Damit spielt er auf das drohende Dünger- und Pflanzenschutzmittelverbot an. „Wie verlässlich ist die Politik? Das beschäftigt mich als Vorsitzender“, schließt Jürgen Maurer.

 

 

 

Regularien. Geschäftsführer Helmut Bleher berichtet über die Tätigkeit der Geschäftsstelle und die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres. Er spricht über die Mitgliederentwicklung und darüber, dass aktive Betriebe kaum kündigen. Dass sie zwar insgesamt weniger, aber als Höfe größer werden. Austritte aus dem Bauernverband sind hauptsächlich aus Altersgründen, bei Hofübergaben oder wegen Betriebsaufgabe zu verzeichnen. Aktuell gehören dem Bauernverband Schwäbisch Hall - Hohenlohe - Rems e.V. 4130 Mitglieder an. Die notwendigen Beschlüsse werden, mit jeweils einer Enthaltung gefasst. Abschließend verweist Helmut Bleher auf das 75jährige Jubiläum des Bauernverbandes in diesem Jahr. Es soll im kommenden Jahr, am 23. Juni 2023, in der Arena Ilshofen mit den ‚Dorfrockern‘ gefeiert werden.

 

 

 

Schwerpunktthema Öffentlichkeitsarbeit und Lernort Bauernhof. Besonderes Augenmerk legt Geschäftsführer Bleher auf das Projekt ‚Lernort Bauernhof‘. Hier ruft er - auch im Namen der Projektleiterin Andrea Bleher - die Anwesenden auf, in ihrem Umfeld und in ihrem Kollegenkreis verstärkt nach neuen LoB-Höfen Ausschau zu halten. Landwirtskinder, die selbst noch in der Schule oder in der Ausbildung sind, seien gute Multiplikatoren an den Schulen, um bei Lehrern und Verantwortlichen Interesse am Projekt zu wecken. „Wir wünschen uns noch mehr Möglichkeiten, den Kindern und Jugendlichen unsere Landwirtschaft näher zu bringen. Wir wollen sie hautnah erleben lassen, wo unsere Lebensmittel herkommen“, motiviert Helmut Bleher. Das alles trägt aus seiner Sicht dazu bei, dass die Landwirtschaft stärker positiv in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Die Pressereferentin des Bauernverbandes, Dagmar Alberti, stellt den anwesenden Landwirten und Landwirtinnen die Angebote der Firma Landblicke vor, um die Höfe in ihrem öffentlichen Erscheinungsbild praktisch zu unterstützen. Für Hof-Webseiten, Schilder, Flyer oder Beiträge im Internet stehen verschiedene Werkzeuge bereit. Mitglieder können diese professionellen Bausteine betriebsspezifisch abrufen.

 

 

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