Der Opa hat immer gekauft und einfach ein Näschen beim Wald gehabt.

Wie werden unsere Höfe erfolgreich in die Zukunft geführt? Was wird aus Tieren, Wiesen und Waldflächen, wenn ein Hofinhaber ernsthaft erkrankt? Wie steuert man das, wenn das Hauptgeschäft einmal im Jahr läuft? Ein Beispiel ist die Landwirtsfamilie Kübler aus Oberrot - Konhalden, die eine ganz besondere Herausforderung hinter sich hat.

„Ich habe Glück gehabt und weiß nicht mal mehr, welche es war, die mich getreten hat,“ lacht Rainer Kübler. Dass er krank war ist kein Geheimnis, sagt er und auch, dass nur durch den Tritt einer Kuh in der Notaufnahme zusätzlich eine schwere Leukämie bei ihm entdeckt wurde. Er war ein Jahr im Krankenhaus und manch einer hat prophezeit, dass er nie wieder auf dem Hof in Oberrot – Konhalden schaffen kann, wenn er das überlebt. Nach fünf Jahren galt er als geheilt und da hat er einen neuen Stall gebaut. Seine behandelnde Ärztin schaut ihn noch heute wie ein ‚Wunder‘ an. Drei Helfer waren in dieser schwierigen Zeit auf dem Hof und haben auch seine Frau Silke, die gerade das vierte der Kinder entbunden hatte, unterstützt. „Vieles war in Planung damals, aber alle waren sehr kooperativ“, erinnert sich Rainer Kübler gut.

 

Eine Frohnatur ist er geblieben, sein Lachen gehört bei ihm zum Reden. Die Hofstelle der Familie Kübler in Oberrot – Konhalden liegt auf 512 Meter und fast schon im Schwäbisch Fränkischen Wald. Im Umkreis sind vier bis fünf Höfe und vor allem: Wald. Sein Vater war ein Waldmensch und ‚hat immer alles in den Wald gesteckt‘, sagt Rainer Kübler. Auf 4,5 Hektar seiner Waldflächen stehen Weihnachtsbäume. Wenn es nach dem Land- und Waldwirt Kübler ginge, könnte zweimal jährlich Weihnachten sein, damit die Einnahmen daraus nicht nur einmal im Jahr fließen. „Mir würden unsere Kühe ja langen, aber der Wald ist halt da“, sagt er spassig. Früher war nach seinen Aussagen der Wald ein ‚gutes Geschäft‘. Heute hat der Befall durch den Borkenkäfer und die anhaltende Trockenheit der letzten Jahre große Schäden im Waldbestand angerichtet. Das ist zum einen mehr Arbeit, man muss wöchentlich kontrollieren, wo es wieder einen Befall gibt, sonst rennt man immer hinterher, sagt er. Er weiß, wenn ein Baum harzt, dann wehrt er sich. Seiner Meinung nach ist der Klimawandel wohl nicht mehr aufzuhalten. So vertrocknen teils 100 Jahre alte Tannen. Zudem haben es Neupflanzungen schwer: Zu viel Sonne und Hitze, zu wenig Wasser und Schatten. Allein ihm sind von 4000 neugepflanzten Setzlingen glatt die Hälfte vertrocknet oder durch Spätfrost beschädigt. „Die sehen dann aus wie Giraffen – mit einem langen dünnen Hals“, sagt er und weiter: „Es hat schon viel geregnet, aber es müsste drei Jahre so regnen. Der Umbau des Waldes ist ein Generationengeschäft. 20 Jahre sind da nix!“, weiß Kübler. Ein Waldstück hat es ihm besonders angetan: Der ‚Heilige Wald‘ ganz in der Nähe seines Hofes. Hier kann man gut sehen, wie es ist, wenn der Wald sich naturverjüngt. Wenn alles stimmt und große Bäume gesund herausgenommen werden – zum Beispiel auch das Käfer befallene Holz, kommt wieder Licht in den Wald, kleine Pflanzen werden ausgesät und können wachsen. „Hier hat es geklappt“, freut er sich. Das spart ihm zudem Zeit und Geld. Die andere Möglichkeit ist, zum Beispiel nach einem Sturm, den Wald mit Jungpflanzen wieder aufzuforsten. „Das sind zehn Jahre nur Arbeit … setzen…dazwischen mähen“, erklärt er.              

 

 

 

„Ich bin eigentlich ein Kuhmensch und nun bin ich beides“. Aber der Stall hat Vorrang stellt er klar. Alles in allem sind das 150 Milchkühe in zwei Laufställen mit Melkroboter. Dieser wurde so umgebaut, dass er nun eine Lichtkuppel und offene Seitenflächen für den Außenklimareiz der Tiere hat. In den Ställen herrscht entspannte Ruhe. Sohn Julian ist 18 Jahre alt und wird auf jeden Fall Landwirt, was die Eltern sichtlich freut. Er ist nach ihren Aussagen eher der Praktiker und nun auf der Landwirtschaftsschule. Mindestens zwei Lehrbetriebe – so wie in der Landwirtschaft üblich – wird er besuchen. Die Botschaft der Eltern ist: Solange Du jung bist, musst Du lernen. Rainer Kübler selbst hat zuerst auf verschiedenen Lehrbetrieben gearbeitet und dann in Triesdorf Agrarbetriebswirt studiert, die Ausbildereignung inklusive. Die Familie arbeitet auf dem Hof nach Kräften mit. Mutter Hildegard macht noch immer die Arbeit um die Kälber.

 

 

 

Zum Hof in Konhalden gehören insgesamt 115 Hektar Ackerland und Wiesen, wobei letztere zwei Drittel davon ausmachen. So reichen dann das eigene Gras und Heu für die Fütterung der Tiere. Nur Mais, Soja und Raps müssen anteilig zugekauft werden. Bei der Bearbeitung achtet Landwirt Kübler auf die dreigliedrige Fruchtfolge, bei der man für die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit zum Beispiel Gerste, Silomais und Weizen alle drei Jahre abwechselnd anbaut. Der Hof verwendet eigenen Strom und eigenes Wasser. Silke Kübler hat sieben spanische Zuchtpferde auf dem Hof. In die Rasse der Andalusier hatte sie sich, ursprünglich aus der Stadt Schwäbisch Hall stammend, auf einer Reise verliebt. So grasen eine gemischte Gruppe dieser ruhigen und gutmütigen Tiere neben dem Hof. „Zum Reiten sind sie ideal“, sagt Silke Kübler, „dafür haben wir einen Reitplatz gebaut“. Und er ergänzt: „Meine Frau und unsere jüngste Tochter sind begeistert. Unsere Jana ist total verrückt nach ihnen. Ob es stürmt oder schneit – sie schaut auch nachts nach den Pferden“, sagt er als Vater stolz.

  

 

 

Der Chef sitzt nebenan, sagt Rainer Kübler geschickt einem Telefonpartner. Damit meint er seine Frau. Sie brauchen ungeplant vier neue Reifen für den Schlepper. Es geht immerhin um 10.000 Euro, aber sonst gibt es keinen TÜV. „Dafür müsste ich 100 Festmeter Holz machen und verkaufen“, erklärt er mit etwas Resthumor. Zusammen mit den enorm gestiegenen Preisen für Diesel, Saatgut und Dünger ist das keine gute Botschaft. Und sie wissen: In zwei Monaten ist es noch teurer. Mit Blick auf den fast neuen Kuhstall erklärt er einen weiteren Preissprung, der auch Landwirte trifft. So ist die Investition für einen neuen Stallplatz von knapp 9000 Euro vor fünf Jahren auf aktuell 21.000 Euro gestiegen. Da müssen die älteren Maschinen gut gewartet werden. Vom Händler wünscht er sich als Zahlungsziel den Dezember, weil er da wieder Weihnachtsbäume verkauft. Zum Beispiel auch an die Läden in der Innenstadt von Schwäbisch Hall für die Weihnachtsdekoration. „Im Moment gibt es genug zu jammern. Aber wenn ich mich aufrege, gehe ich in den Wald“, sagt Land- und Waldbauer Rainer.

 

 

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