Frauenpower für die Landwirtschaft

Die Pressereferentin des Bauernverbands sieht starke Ideen von starken Landwirtinnen - Kommunikationsexpertin Dagmar Alberti stellt Leben und Arbeit auf den Höfen in der Region in Text und Bild vor. Bei ihrer Arbeit sieht sie häufig, wie ihre Geschlechtsgenossinnen in der Landwirtschaft neue Wege gehen. Sie bringen eine erfrischend weibliche Note in die Männerdomäne und führen die Höfe auf ihre eigene Art in die Zukunft. Es scheint eine klassische Rollenaufteilung in der Landwirtschaft. Text: Anja Kohr / Referentin für Öffentlichkeitsarbeit des Maschinenring-Projekts Land – Leben - Leute.

 

 

Es scheint eine klassische Rollenaufteilung in der Landwirtschaft zu geben: „Landwirtsfrauen lassen erst den Mann reden und mir den Hof vorstellen. Aber bei essentiellen Themen überlässt er meistens ihr das Wort“, erzählt Dagmar Alberti von ihrer Erfahrung als Pressereferentin des Bauernverbandes Hohenlohe – Rems. „Denn Frauen haben auch in der Landwirtschaft viel öfter die Hosen an, als man auf den ersten Blick sieht“, erzählt die Kommunikationsexpertin. Das meint sie bewusst nicht als Seitenhieb auf die Landwirte. Denn deren Anteil an vielen erfolgreichen landwirtschaftlichen Betrieben in der Region ist unbestritten. Doch oft stemmen Frauen wichtige Teile des Hof-Alltags: als Chefin im Büro, die den Überblick über Qualitätssicherung und Formalitäten behält, als treibende Kraft für die Direktvermarktung oder als Ideengeberin für die Weiterentwicklung des Hofes. „Frauen organisieren Familie, Haushalt, Oma, Opa und sorgen dafür, dass alles funktioniert. Der Hofmanager im eigentlichen Sinne ist oft die Frau“, hat Dagmar Alberti in den vergangenen Jahren bei ihrer Arbeit festgestellt.

 

„Ich habe viele taffe, tolle Frauen in der Landwirtschaft kennengelernt, die neue Ideen einbringen und anders als ihre Vorfahren neuen Wege gehen, neue Produkte kreieren. Exemplarisch fällt mir eine Landwirtsfrau ein, die Lehrerin ist und die einen landwirtschaftlichen Lehrpfad rund um den Betrieb auf die Beine gestellt hat. Oder zwei Schwestern, die sich den Hof aufgeteilt haben: Eine macht die Puten, die andere die Kühe. So haben sie auch das Risiko geteilt. Diese Frauen gehen nicht in eine klassische Rolle, sondern führen den Hof selbst aktiv und modern weiter.“ Indem sie Neues ausprobieren, unterstützen Frauen auch den derzeit fortschreitenden Wandel in der Landwirtschaft.

 

Eine erfrischende Erfahrung für die 61-jährige Dagmar Alberti: „Es macht mir Mut, als Frau junge Frauen so zu erleben. Wie sie sich nicht in ein Rollenbild fügen, sondern unbeirrt neue und meistens erfolgreiche Wege beschreiten.“ Auch Dagmar Alberti selbst steckt viel Energie in ihre Arbeit für die Landwirtschaft – wenn auch auf andere Art als ihre Geschlechtsgenossinnen auf den Höfen. „Früher hatte ich mit der Landwirtschaft nichts am Hut“, bekennt sie. „Ich bin mit Leib und Seele Marketing-Frau“, sagt sie über sich. „Heute sehe ich auch die Landwirtschaft als Produkt, als Leistung. Sie ist eine Marke und so gehe ich auch damit um“, sagt die Marketing-Expertin. „Die Landwirtschaft hat viele, viele Jahre nicht über sich gesprochen. Damit war sie in der öffentlichen Wahrnehmung nicht vorhanden und das muss dringend geändert werden.“

 

 

Nach Arbeit für Industrieunternehmen und verschiedenste Branchen nun also Landwirtschaft – warum ausgerechnet die Landwirtschaft? „Für viele Kinder aus der Stadt kommen Milch, Eier und Tomaten aus dem Supermarkt. Mein Ziel ist es, dass die Menschen da draußen wieder wissen und erfahren, wo die Lebensmittel herkommen, wie sie produziert werden und wie sie auf ihren Tisch kommen. Dazu möchte ich gerne beitragen und deshalb mache ich das.“ Dabei freut sich Alberti über die Anerkennung, die sie von den Landwirtsfamilien bekommt: „Weil sie so lange nicht über sich gesprochen haben, sind viele Landwirte ausgesprochen dankbar und arbeiten gerne mit mir zusammen.“

 

Dabei erlebt die Pressereferentin, dass sich die Umgangsformen zwischen Landwirtschaft und Industrie durchaus unterscheiden: „Ein Landwirt sagt ja und meint auch ja, und er sagt nein und meint auch nein. Das ist anders, als man es in der Industrie gewohnt ist, wo oft jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird“, so Alberti. „Da ich selbst vom Typ her sehr direkt bin, kann ich gut damit umgehen und es ist für mich eine sehr angenehme Zusammenarbeit.“ Zwar dauert es manchmal etwas, bis sich ein Landwirt oder eine Landwirtin dazu durchringt, den eigenen Hof von ihr in der Öffentlichkeit vorstellen zu lassen. „Doch wenn sie sich entschieden haben, nehmen sie sich alle Zeit der Welt“, freut sich die Pressereferentin über den Zuspruch. „Klar gibt es auch ab und an Enttäuschungen. Zum Beispiel wenn ich einen Landwirt auf die Veröffentlichung seines Textes in der Presse hinweise und es kommt nur ein ,passt schon‘ zurück. Das ist dann schade. Aber die meisten schätzen meine Arbeit sehr.“

 

 

Der schönste Teil ihrer Arbeit sind für Dagmar Alberti die Interview-Termine auf den landwirtschaftlichen Betrieben: „Man kommt auf die Höfe und gefühlt ist dort die Welt noch in Ordnung. Natürlich gibt es auch hier wirtschaftliche und gesellschafts- und umweltpolitische Herausforderungen. Doch man ist an der frischen Luft, die Menschen arbeiten in und mit der Natur. Das ist meine ganz persönliche Verbindung zur Landwirtschaft. Ich weiß das sehr zu schätzen und fühle mich rundum wohl, wenn ich auf einem Hof bin.“

Mehr zu Land - Leben - Leute und Pressekontakt: Anja Kohr, Telefon: 0 79 04/94 13 60 7 / E-Mail: anja.kohr@mbr-sha.de /  Internet: www.land-leben-leute.de

 

 

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