Täglich wird eine Tonne zu Biogas
von Elisabeth Schweikert, Haller Tagblatt
"Vom Landwirt zum Energiewirt" - an dieser Entwicklung nimmt Manfred Ott teil. Neben einer Schweinezucht betreibt er eine Holzhackschnitzelanlage, sowie eine Biogasanlage, die - wenn sie voll läuft - Strom für 1000 Haushalte liefert.
ROSENGARTEN Betritt
man den Hof von Manfred und Regina Ott im Ortskern von Raibach,
unterscheidet er sich auf den ersten Blick nicht von anderen
Familienbetrieben: Fachwerk, Maschinen stehen im Hof, aus den Ställen
riecht es nach Schwein. Manfred Ott kommt in Arbeitskluft entgegen, er
lächelt und gibt kräftig mit seinen großen, schwieligen Händen den
Gruß. Auf den zweiten Blick fällt dann anderes ins Auge: Zwei große
Edelstahlkamine verweisen auf die Holzhackschnitzelanlage, mit der die
Familie ihr Haus, die Ferkelställe und Wohnungen im Ort heizt.
Am
Dorfrand zeigt Manfred Ott seine neueste Errungenschaft: Dort
produziert eine Biogasanlage rund vier Millionen Kilowattstunden Strom
- rechnerisch so viel, wie 1000 Haushalte brauchen. Am Computer neben
dem Maschinenraum, seinem zweiten Arbeitsplatz, führt er Listen, um zu
dokumentieren, wie sich die Gasproduktion entwickelt. Die Anlage ist
die größte, die für die Landwirtschaft zugelassen ist: Neben einem
Stall stehen zwei Silos mit je rund 1900 Kubikmeter Fassungsvermögen.
Unter Luftabschluss gären dort Gülle, Gras, Grünpflanzensilage und
Mais. Dabei entsteht Methan. Dieses wird im Maschinenraum verbrannt und
treibt einen Generator an. Die Anlage laufe seit Weihnachten voll, die
üblichen Startschwierigkeiten seien gemeistert, berichtet Ott.
Damit
die Biogasanlage diese Menge Strom produzieren kann, braucht sie viel
Futter: Jeden Tag eine Tonne Mist, Silage und Sonnenblumen; hinzu
kommen jede Stunde ein Kubikmeter Gülle. Der Ertrag von Otts eigenen
120 Hektar Fläche geht komplett in die Biogasanlage; zusätzlich kauft
er von 10 bis 15 Bauern die Feldfrüchte von weiteren 100 Hektar hinzu.
Das kostet Geld, die Erträge sind gering.
Zusätzlich muss er
das Futter für die Schweine kauften. "Bisher habe ich für 11 Euro pro
Doppelzentner zugekauft, jetzt für 25 Euro", berichtet er. Im
vergangenen Jahr stiegen die Getreidepreise stark an, Folgen der
Ernteausfälle in Europa und Folgen der stärkeren Getreide-Nachfrage aus
dem asiatischen Raum. Gleichzeitig fielen die Preise für Ferkel und
Schweine. Müsste Ott heute entscheiden, ob er das
zwei-Millionen-Projekt Biogasanlage schultert, würde er abwinken, sagt
er.
Doch er schaut nach vorne, schließlich soll sein
23-jähriger Sohn Sebastian (er studiert Agrarwissenschaften) einen
funktionierenden Betrieb übernehmen können: Um den Ertrag der Anlage zu
erhöhen, will Ott die Abwärme besser nutzen. Eine Halle, um
beispielsweise Apfeltrester zu trocknen, eine Gärtnerei, ein
Fischzuchtbetrieb - noch ist er auf der Suche.