Langsam geht die Luft aus ... Betriebe machen sich Sorgen

von Wolfgang Rupp, Hohenloher Tagblatt


Die Preise für Ferkel liegen derzeit am Boden. Dieses Tier wird Paul Wüstner mästen und in sieben Monaten verkaufen. Der Preis: offen. FOTO: RUPP


Preise für Getreide: hoch. Für Milch: mittel. Für Ferkel: tief unten. Die Landwirtschaft ist derzeit dreigeteilt mit der Folge, dass sich der Strukturwandel fortsetzen, die Zahl der Betriebe weiter sinken wird. Doch auch die Großen können nur existieren, wenn der Markt erweitert wird.

 LOBENHAUSEN  Wilhelm Wackler lässt keinen Zweifel daran, dass in nächster Zeit viele Bestände bereinigt und mancher Betrieb nicht mehr weitergeführt wird. Der Vertreter des Bauernverbandes spricht vom "Tal der Tränen", wenn er den aktuellen Ferkelpreis sieht. Der liegt bei 25 Euro pro Tier, womit nicht einmal die Hälfte der Kosten gedeckt werden können. Am Jahresanfang gab es noch 45 Euro, im Sommer zeichnete sich der Preiseinbruch ab, bis schließlich die wirtschaftliche Schmerzgrenze deutlich überschritten wurde.


 
"Schuld" an diesem "gnadenlosen" (Wackler) Preisverfall ist die Marktentwicklung: Zu der kontinuierlich angestiegenen Inlandsproduktion kam die (mit staatlichen Zuschüssen unterstützte) Konkurrenz aus Dänemark und Holland mit der Folge, dass der Markt übersättigt ist, was sich massiv auf die Preise niederschlägt. Und wie kommen die betroffenen Landwirte aus diesem Dilemma heraus? Indem neue Märkte erschlossen werden, kleine Betriebe aufgeben (müssen) und damit die Existenz der Großen gesichert wird.


Noch kommen Paul und Marliese Wüstner aus Lobenhausen über die Runden, doch auch sie stellen sich die Frage, wie lange noch, denn langsam geht die Luft aus. Sie bewirtschaften einen 83 Hektar großen Hof mit 115 Muttersauen und ziehen ihre Ferkel selber groß. Doch auch bei den Mastschweinen sind die Preise derart in den Keller gesunken, dass dem Betrieb ganz schnell mal 35 000 Euro im Jahr fehlen. Wer keine Reserven hat, hat kaum Überlebenschancen, bewertet der Landwirt die Situation. Er bessert sein Einkommen mit der Nebentätigkeit bei einem Saatzuchtbetrieb auf und hofft, dass er für seine Schweine bald wieder mehr Geld bekommen wird, denn die Kosten bleiben die gleichen, ob für den Stall (er "frisst" 12 000 Liter Heizöl und 3000 Liter Gas), für den Einsatz der Schlepper und die Maschinen und vor allem für das Futter. Er hofft auch, dass er kein Getreide zukaufen muss, denn das ist im Preis extrem gestiegen. "Wir wollen nicht das große Klagelied anstimmen", sagt Wilhelm Wackler, "sondern nur deutlich machen, dass es in der Landwirtschaft nicht allen besser geht, wie oft dargestellt."
 


Er, seine Berufskollege Paul Wüstner und alle Betroffenen wünschen, dass der Markt ausgeweitet wird, damit die Nachfrage steigen und die Preise wieder anziehen werden. Sie sind sich aber auch darüber im Klaren, dass diese Entwicklung ihre Opfer fordern wird, dass die Schwachen aufgeben müssen und nur die Starken überleben werden.
 

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