Dreschen unter sengender Sonne ...

von Peter Hohl, Hohenloher Zeitung


Fünf Grad weniger würden uns auch reichen für das Geschäft“, sagt Claus-Peter Schmidt. Das wären dann immer noch knapp 30 Grad. Im Schatten, wohlgemerkt. Denn der Arbeitsplatz von Claus-Peter Schmidt liegt in der prallen Sonne, auf einem Getreideacker bei Tiergarten, östlich von Neuenstein. Es ist Dresch-Zeit.

Claus-Peter Schmidt sitzt auf einem McCormick, Baujahr 1958. „Das war der erste Schlepper bei uns auf dem Hof“, erzählt er. Ruckelnd fährt der Zweitakter an. Ganze zwölf PS hat er unter der roten Motorhaube. Die Kraft reicht aus, um den Anhänger, auf dem sich die Strohballen türmen, in die Scheune zu ziehen. Unter dem Eternit-Dach ist es noch ein gutes Stück heißer. „Auf dem Acker geht wenigstens ein frischer Wind“, sagt Schmidt und schwitzt.

Der Blick auf die Wettervorhersagen gehört zum Tagesgeschäft des Bauern. Schließlich soll die Ernte trocken in Scheune und Silo kommen. Da gibt’s das Wetterfax vom Landwirtschaftsamt, den Videotext im Fernsehen und das Internet. Schmidt: „Schwierig wird’s, wenn die sich nicht einig sind.“




3000 Ballen Stroh kommen von den Äckern in die Scheune. „Alle unsere Schweine stehen auf Stroh“, berichtet Schmidt. Das ist zwar tierfreundlich, macht aber viel Arbeit: streuen und misten für rund 750 Tiere, Tag für Tag. Viele Schweinehalter setzen deshalb auf einen Betonboden mit Spalten. Schmidt: „Als 1978 der erste Schweinestall gebaut wurde, war diese Technik noch nicht ausgereift.“

Sein Vater Rudi zieht derweil mit dem 200 PS starken Mähdrescher seine Bahnen auf einem Acker mit Wintergerste. Er sitzt in einer klimatisierten Fahrerkabine, anders wäre die Hitze kaum auszuhalten. Zwölf Jahre ist die Maschine alt, sie gehört der Familie Schmidt. Außer den eigenen Äckern ernten die Schmidts noch die Felder von drei weiteren Betrieben ab. Knapp 100 Hektar kommen so Jahr für Jahr zusammen. Auch sonst helfen sich die Bauern bei der Erntearbeit gegenseitig aus.


Rund 120 000 Euro kostet ein Mähdrescher dieser Größe. Rechnet sich die Investition? „Man müsste wahrscheinlich noch mehr dreschen, damit sich die Maschinen lohnen“, sagt Claus-Peter Schmidt.


Wetterkapriolen Die letzte Wintergerste kam am Montagnachmittag ins Silo, jetzt ist der Weizen an der Reihe. „Das hat es selten gegeben, dass man von der Wintergerste direkt zum Weizen wechselt“, sagt Claus-Peter Schmidt. Die Gerste sei durch den trockenen April zu früh gereift, musste dann aber auf dem Halm bleiben, weil es wochenlang regnete. Viele Ähren fielen ab.


„Wenn man die Trockenheit im April und jetzt die Nässe zusammenzählt, dann fehlen uns 15 bis 20 Prozent am Ertrag“, sagt Claus-Peter Schmidt. Statt acht Tonnen pro Hektar sind es nur gut sechs. „Wir müssen wahrscheinlich was zukaufen“, sagt Claus-Peter Schmidt. Denn das Getreide wird als Futter für die Schweine benötigt. Doppeltes Pech für den Landwirt: Der Getreidepreis ist hoch, der Schweinepreis im Keller.


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