Aus 2500 Tonnen Mais wird Strom

 Von Yvonne Tscherwitschke, Hohenloher Zeitung


Hektik auf dem Hof Bauer in Untermaßholderbach: Pünktlich zur - verfrühten - Traubenlese steht - verfrüht - die Maisernte an. „Und damit sind wir hier die nächsten Tage rund um die Uhr beschäftigt“, sagt Ulrich Bauer. Der 28-jährige Agraringenieur führt mit seinen Eltern Hermann (64) und Margarete (56) den Familienbetrieb am Ortsrand des Öhringer Teilorts.

 1981 siedelte der Hof von der Ortsmitte aus. Erst nur mit dem Schweinestall, später mit Wohnhaus und Maschinenhalle. Die gravierendste Neuerung kam 2004: Mit dem Bau von zwei großen Fahrsilos und der Biogasanlage rüstete sich der Familienbetrieb für die Zukunft. „Nach meinem Studium haben wir uns überlegt, ob der Hof weiter im Haupterwerb zu führen ist“, erklärt Ulrich Bauer. Mit dem herkömmlichen Konzept, bestehend aus 100 Hektar Getreideanbau, den 800 Mastschweinen und dem Weinberg wäre es schwierig geworden. Für den Agraringenieur mit Studienschwerpunkt „Erneuerbare Energien“ lag auf der Hand: In diese Richtung soll es gehen. 500 000 Euro wurden in die Biogasanlage investiert, die mit 2500 Tonnen Maissilage pro Jahr gespeist wird. Diese Menge Mais wird rund um Untermaßholderbach auf 60 Hektar Land angebaut.


300 Haushalte Um die Anlage in Betrieb zu nehmen, wurden zwei große Fahrsilos mit 2700 Kubikmetern Fassungsvermögen gebaut, zwei große Fermentierbehälter in die Erde vergraben und das Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. 150 Kilowatt Strom pro Stunde werden hier erzeugt. „Damit könnte man 300 Haushalte mit Strom und Wärme versorgen“, rechnet Ulrich Bauer vor. Der Strom wird ins Netz der Energie Baden-Württemberg (EnBW) eingespeist und nach dem Erneuerbare Energien-Gesetz mit 17 Cent pro Kilowattstunde vergütet. Der Preis ist auf 20 Jahre festgeschrieben.


Wie aber wird aus Mais Strom? Das Lohnunternehmen Breuninger aus Weinsbach drischt die 60 Hektar Mais. Immer acht Reihen auf einmal kappt der große Mähdrescher. Zwei Traktoren mit Hänger begleiten den Drescher im Wechsel und bringen den kleingehäckselten Mais zum Silo. Mit Hilfe von Nachbar Matthias Müller, seines Zeichens Milchviehhalter, wird die Silage schnell platt gewalzt. Vier Wochen muss die Silage luftdicht lagern, damit die anaeroben Bakterien Milchsäure erzeugen, die die Silage haltbar macht. Dann wird der Fermentierer mit der Silage gefüttert. Mit dem Schaufellader wird ein Fach gefüllt, ähnlich wie ein Container. Aus dem läuft die Silage über eine Schnecke in den Fermentierer. Dort werden bei 43 Grad die Methanbakterien zu Biogas. Einmal pro Tag wird die Anlage befüllt. „Sie läuft aber 24 Stunden“, betont Ulrich Bauer. Sollte es eine Störung geben, gibt sein Handy Alarm.


„Man muss sich auskennen mit Gärbiologie, braucht chemisches Grundwissen und technisches Verständnis, da viele Rührwerke und Pumpen in der Anlage stecken“, sagt Ulrich Bauer und zeigt das gut gefüllte Ersatzteillager und das kleine Labor, in dem das Verhältnis von Essig- zu Propionsäure kontrolliert wird.


Den zeitlichen Aufwand für die Anlage berechnet Ulrich Bauer mit zwei bis drei Sunden pro Tag. „Wenn etwas nicht rund läuft, dann natürlich länger.“ So könne es vorkommen, dass die Anlage zu übersäuern droht, dann muss mit frischer Schweinegülle dagegen gesteuert werden.


85 Prozent der zugeführten Menge landet im Endlager. Die geruchslose Düngermischung kommt auf die Felder, auf denen außer Mais Zuckerrüben, Winterweizen und Wintergerste angepflanzt werden.


2004 nahm Ulrich Bauer die Biogasanlage in Betrieb. Befüllung mit Silage. Die Leistung beträgt 150 Kilowatt pro Stunde. Vergütet wird von der EnBW das Kilowatt Strom mit 17 Cent. Zum Betrieb gehören 800 Mastschweine, außerdem Weinberg und Getreideanbau.

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