Kampf ums Überleben

Einkommensverluste und heftige Vorwürfe machen Landwirten zu schaffen

 

Vor Kurzem hat der Landesbauernverband die Unternehmensergebnisse der Haupterwerbsbetriebe für 2014/15 bekannt gegeben. Auch die Region ist von den schlechten Resultaten betroffen.

 

Haller Tagblatt, Adina Möller 23.12.2015

 

Die Ergebnisse der Höfe sanken in diesem Wirtschaftsjahr um durchschnittlich 30,5 Prozent, vor allem die Existenz der Schweinehalter ist bedroht: In den vergangenen fünf Jahren mussten rund 1100 Schweinehalter ihren Betrieb aufgeben. Helmut Bleher, Geschäftsführer des Bauernverbands Schwäbisch Hall-Hohenlohe-Rems weiß: "Gerade unsere Region ist vom Rückgang der Unternehmensergebnisse besonders stark betroffen. Etwa 35 Prozent der Schweine in Baden-Württemberg werden in unserem Verbandsgebiet gehalten."

 

2100 landwirtschaftliche Betriebe über zwei Hektar Fläche gibt es derzeit im Landkreis Schwäbisch Hall. Davon sind 1100 Betriebe Einzelunternehmen oder Personengesellschaften, die im Haupterwerb geführt werden. Und die haben alle mit einem langanhaltenden Preistief zu kämpfen. "Ursache für die verbreitet schwierige Einkommenssituation sind niedrige Erzeugerpreise", erklärt Helmut Hessenauer, Leiter des Landwirtschaftsamts im Landratsamt. Und weiter: "Sowohl die Schlachtschweinpreise als auch die Milchpreise sind Mitte des letzten Jahres deutlich zurückgegangen und haben sich seither nicht mehr nachhaltig erholen können."

 

Helmut Bleher kennt noch weitere Gründe für die schwierige Lage der Landwirte: "Bei den Schweinehaltern kommt dazu, dass diese aufgrund einer Verschärfung der Vorschriften in den letzten Jahren massiv investieren mussten. Diese Investitionen haben sich bisher überhaupt nicht auszahlen können und führen nun dazu, dass in vielen Betrieben angesichts der unbefriedigenden Preise enorme Liquiditätsprobleme bestehen."

 

Und das hat weitreichende Konsequenzen - bis hin zur Aufgabe. Wilhelm Wackler aus Satteldorf, ebenfalls Vorstandsmitglied des heimischen Bauernverbandes, betont: "In den letzten vier Jahren haben in unserem Raum aufgrund der erheblich verschärften Haltungsvorschriften und der schlechten Einkommenssituation nahezu 30 Prozent der muttersauenhaltenden Betriebe aufgegeben."

 

Etwas besser erging es den Putenbauern. Gudrun Maurer von der Württembergisch-Fränkischen Putenerzeugergemeinschaft mit Sitz in Schwäbisch Hall erklärt: "Zum Glück sind die Putenerzeuger nicht so gebeutelt wie die Schweinehalter. Im letzten Geschäftsjahr sind mir keine Betriebsaufgaben bekannt, höchstens aus persönlichen Gründen oder altersbedingt."

 

Doch auch hier gibt es Probleme - vor allem der Vorwurf von "Tierquälerei" und "nicht-artgerechter Massentierhaltung" steht immer wieder im Raum. Davon kann auch Wackler ein Lied singen: "Zunehmend haben junge Menschen aufgrund der ständigen unqualifizierten und diffamierenden Angriffe von Teilen der Politik, den Medien - vor allem dem Fernsehen - und Tierrechtlern auch keine Lust mehr, Landwirtschaft zu lernen und den Hof zu übernehmen, weil es genügend interessante Alternativen auf dem Arbeitsmarkt in unserer Region gibt und man sich nicht ständig gegenüber unwissenden Besserwissern rechtfertigen muss."

 

Ins gleiche Horn stößt auch Bleher: "Ein ganz wesentliches Element ist, dass wir den Rückhalt der Gesellschaft für unsere regionale Landwirtschaft vermissen." Und er beklagt: "Wenn ständig die Arbeit unserer Bauern gering geschätzt wird, ihnen unberechtigt ,Tierqual, Massentierhaltung und Umweltfrevel' vorgeworfen wird, obwohl heute die Tiere, gerade in den modernen Ställen, so gut leben wie noch nie und der Ackerbau so umweltfreundlich und gezielt wie noch nie betrieben wird, ist es verständlich, dass mancher das Handtuch wirft. Eines der Hauptprobleme am niedrigen Preis ist neben dem Einkommensverlust, dass Lebensmittel zu Niedrigstpreisen angeboten werden, die die Arbeit der Bauern massiv abwerten. Wenn Hundefutter das Doppelte kostet wie bestes Schweinefleisch, ist das ein Schlag ins Gesicht jedes Bauern."

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