Wie ein roter Faden ziehen sich die Worte Wandel und Veränderung durch Mugeles Rede. Immer hätten sich die Bauern bewegt. So wie jetzt in Sachen Tierhaltung. Da reiche es nicht, wenn Landwirtschaftsminister Christian Schmidt Statements kommentarlos aneinanderreihe. Für den Bauernverband skizziert Mugele einen anderen Weg, den der Beirat für Agrarpolitik beim Landwirtschaftsministeríum beschrieben hat. „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptieren Nutztierhaltung“ lautet der. Eine Haltung auf Stroh, möglichst mit Auslauf auf eine Weide. Natürlich wäre das mit erheblichen Kosten verbunden. Der Beirat spricht von einem „gesamtgesellschaftlichen Grundkonsens“ über die künftige Tierhaltung.
„Wir vom Bauernverband meinen, ein sehr vernünftiger Ansatz“, so Mugele. Doch dann müssten sich alle Beteiligten auf Augenhöhe begegnen und nicht einseitige Forderungen stellen, ohne über Auswirkungen zu reden. „Ein Ziel anzustreben, als ob alle Welt nur teures Fleisch und teure Wurst kaufen wolle, ist reichlich weltfremd“, so Mugele. Die Delegiertenversammlung habe diesen Weg im November mit überwältigender Mehrheit beschlossen. Beim Tierwohl wäre schon bisher viel mehr möglich gewesen, wenn der Lebensmittelhandel das bezahlt hätte. Zwingen könne man Handel und Verbraucher aber nicht. An die Tierschutzorganisationen appelliert Mugele: „Konsens statt Konfrontation“. Bei der Synode der evangelischen Landeskirche will er dafür werben, dass diese zur Befriedung zwischen den Gruppen beiträgt. „Nichts wühlt mehr auf, verunsichert, demotiviert als die unsäglichen diffamierenden Angriffe, gerade in Wahlkampfzeiten“, sagt Mugele unter lautem Beifall.
„Keine Alternative“
Geschäftsführer Helmut Bleher bezeichnet den Bauernverband als Berater in allen Lebenslagen, als Mittler zwischen Landwirten und Behörden, manchmal sei er Prellbock für beide. Er zeigt das umfassende Beratungs- und Hilfeangebot auf und verweist auf die sozialpolitischen Erfolge der Organisation. Die Geschäftsstelle in Übrigshausen sei ein offenes Haus. „Jeder ist bei uns willkommen. Einzige Bedingung: Er muss Demokrat sein“, umschreibt Bleher das Credo. „Nur ein demokratisch verankerter Bauernverband kann die vielfältigen Meinungen in der Landwirtschaft auf den Punkt bringen“, lautet seine Überzeugung. Zum Bauernverband gebe es keine Alternative.
Unterhaltsamer Vortrag
Bei einem Parforceritt durch die Geschichte der Ernährung und Landwirtschaft ist dem Kulturwissenschaftler Professor Gunther Hirschfelder von der Uni Regensburg die Aufmerksamkeit sicher. Locker und unterhaltsam spricht er über die kurze Halbwertzeit von Lifestyle-Produkten wie Aroma-Bier oder Burger aus dem Toaster. Oder darüber, dass seine Studentinnen im Fleischsalat „schlimme Dinge“ vermuten würden, er den Studenten aber schmecke. Untersuchungen hätten übrigens gezeigt, dass kein minderwertiges Fleisch darin sei. Von den zunehmenden Single-Haushalten könnten 2042 wohl kaum noch welche in der Lage sein, Hackfleisch zuzubereiten.
„Die Sicherheit der Lebensmittel ist so gut wie nie“, sagt der Professor. Es gebe keine Qualitäts-, sondern eine Vertrauenskrise. Die Massentierhaltung („Was ist das eigentlich?“) habe zu einer stabilen Eiweißversorgung und das Ende von Hunger und Mangelernährung geführt. 2050 leben auf der Welt neun Milliarden Menschen. „Wir brauchen eine dynamische Landwirtschaft, die ihre Produktion um mindestens 60 Prozent steigern muss“, macht er den Bauern Mut zur Zukunft.