Bauern stehen unter Druck

von Hagen Stegmüller, Hohenloher Zeitung


Rolf Stirn sitzt an seinem Wohnzimmertisch, kramt die Liste mit den Marktpreisen heraus und schüttelt nur noch den Kopf. „Mit meinen Ferkeln mache ich dieses Jahr 24 000 Euro Verlust”, sagt der Landwirt aus Kupferzell-Hesselbronn. Das Geld, mit dem er seine Familie ernährt und den Hof über die Runden bringt, verdient er derzeit nur mit seiner Halbtagesstelle auf dem Landwirtschaftsamt. Auch Zuckerrüben und Raps werfen noch etwas ab. Ansonsten ist Flaute.

Überangebot drückt Preis Seit Ende 2006 hat sich der Preis für das 25-Kilo-Ferkel auf 24 Euro halbiert. Bei jedem Tier, das Rolf Stirns Hof in Richtung Mastbetrieb verlässt, zahlt er derzeit 18 Euro drauf. Klaus Mugele kennt die Gründe für die Misere am Ferkelmarkt. „Europaweit sind massiv Bestände ausgeweitet worden”, sagt der Kreisbauernchef. Die Betriebe hätten mit dem Verdienst aus den guten Jahren bis 2006 kräftig investiert, nun drücke ein Überangebot an Ferkeln den Preis. Zudem seien die Energie- und Futterkosten extrem gestiegen. Die Trockenheit im April habe den Getreide- und damit den Futterpreis in die Höhe schnellen lassen. Nicht zuletzt der Mais, den die Bauern an ihre Tiere verfüttern, habe sich arg verteuert. Die Knappheit beim Getreide habe weltweit Börsen-Spekulanten angezogen, „und das in einem Ausmaß wie nie zuvor”, sagt Mugele. So habe der Futterpreis noch einmal Rekordmarken erreicht.


Am Abgrund Besonders hart trifft es nun die Hohenloher Bauern, die ihre Bestände an Muttersauen erhöht und dafür neue Ställe gebaut haben. „Da stehen einige am Abgrund. Die wissen nicht mehr, wie es weitergeht”, erzählt Rolf Stirn. Mit seinen 120 Muttersauen liegt er unter dem Hohenloher Durchschnitt von 150 Tieren pro Betrieb. Im Vergleich zu einigen Kollegen ist sein Jahresverlust von 24x0f000 Euro noch gering. „Wie soll jemand, der mit seinen Ferkeln nur Minus macht, noch einen Kredit abzahlen?”, fragt sich Stirn. Auch der Kreisbauernchef befürchtet, dass sich mit dem aktuellen Preisniveau das Höfesterben fortsetzt. Vor zehn Jahren gab es im Hohenlohekreis noch 600 Zuchtsauenhalter, inzwischen ist ihre Zahl auf die Hälfte geschrumpft.


Am Schweinemarkt sieht es nicht viel besser aus. Der Preis von 125 Euro für ein Schlachtschwein reicht nicht aus, um die Kosten zu decken. „Momentan binde ich jedem Schwein, das zum Schlachten abgeholt wird, zehn Euro ans Schwänzchen”, sagt Mugele, der auf seinem Hof in Forchtenberg selbst Schweine mästet.

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