Ein Bauer muss warten können

von Barbara Griesinger, Hohenloher Zeitung


Raps ist eine heikle Frucht, die Ansprüche stellt. Ein tiefgründiges Feld will er haben. Und die oberste Bodenschicht möchte er gern locker und feinkrümelig. „Dazu braucht es eine gute Bodenvorbereitung“, sagt Wolfgang Kilb.

 Der Landwirt vom Weltersberg baut auf 17 Hektar Raps an. Damit er sich im nächsten Jahr eine gute Ernte nicht von vornherein verscherzt, muss er heuer Geduld beweisen. Denn manchmal muss ein guter Bauer auch warten können - zum Beispiel nach der langen Regenperiode im August. 80 bis 90 Liter Regen sind da gefallen - am Tag. „Durch die Nässe besteht die Gefahr, dass sich der Boden verdichtet, wenn wir das Feld mit schwerem Gerät vorbereiten“, erklärt er. Da ist es besser, noch einen Tag mehr zuzuwarten, „sonst macht man unter Umständen mehr kaputt als gut.“


Kleine Körnchen Derweil bleibt der Rapssamen im Sack. Nur vier bis fünf Kilo Saatgut braucht man pro Hektar - „das ist ein kleines Eimerle“. Schließlich ist das Rapskörnchen auch sehr klein - fast wie ein Mohnkörnchen.


Die Stoppelbearbeitung hat Wolfgang Kilb zusammen mit Azubi Jürgen Eichhorn noch vor dem großen Regen geschafft. Auch die Gülle ist bereits ausgebracht: 15 Kubikmeter Schweinegülle pro Hektar waren es, die aus dem eigenen Schweinemastbetrieb stammen. Das macht der Landwirt mit einem modernen Güllefass, das die Gülle durch viele kleine Schläuche direkt auf die Scholle bringt und nicht in der Luft verwirbelt. „Selbst wenn man direkt neben einem Feld steht, auf dem Gülle ausgebracht wird, riecht man nur noch sehr wenig“, sagt Kilb. Gleich nach dem Ausbringen wird die Gülle mit dem Pflug etwa 15 Zentimeter tief eingearbeitet. Das sei Vorschrift und mache auch Sinn, erklärt Kilb. Schließlich sei die Gülle für Landwirte kein Abfall, sondern Dünger, und der müsse so gut und schnell wie möglich dahin gebracht werden, wo er hingehöre - in den Boden. Denn „der Raps braucht Stickstoff, damit er sich im Herbst noch richtig entwickeln kann und winterhart wird.“


Handvoll Erde „Das sieht ja viel besser aus, als ich gedacht habe“, freut sich Kilb und prüft zufrieden eine Handvoll Erde. Seit drei Stunden ist Jürgen Eichhorn nun bereits mit der Kreiselegge auf dem 7,6 Hektar großen Feld oberhalb von Bieringen unterwegs, um den Boden vor der Aussaat zu lockern. Noch ein weiterer Bearbeitungsgang und der Schöntaler Landwirtschaftsmeister ist zufrieden. Weich und locker fühlt sich die obere Erdschicht bereits jetzt an. Vier bis fünf Zentimeter tief besteht sie aus feinen Erdkrümeln. „So sieht ein ideales Saatbett aus.“ In diese lockere Erdschicht wird die Sämaschine in einigen Tagen die Rapsskörner legen. Die Erde darunter ist fester. Wenn man sie in der Hand auseinander bricht, ist sie feucht und warm, und wie Brot besteht sie aus einer luftigen, aber festen Krume. Drin ringelt sich ein kleiner Wurm. Ideal für den Raps, der aus solcher Erde problemlos das gespeicherte Wasser ziehen kann. Für die Rapssaat, die Kilb um den 25. August plant, steht es also nicht schlecht.




Obwohl eine intensive Bodenbearbeitung auch Schneckeneier dezimiert, wird es auf Kilbs Feld ohne Schneckenkorn nicht gehen. Denn bereits die ausgekeimten Getreidekörner, deren vereinzelte Triebe aus der Erde spicken, sind von Schnecken zernagt. Dank des Regens haben sich die Plagegeister stark vermehrt. „Vier bis fünf Kilo Schneckenkorn auf den Hektar reichen“, sagt der Bauer und überblickt den gleichmäßig braungrauen Ackerboden. Bei feuchtem Wetter wird er in wenigen Tagen vom Grün der jungen Rapspflanzen überzogen sein.

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